Begleitend zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird an der Akademie der Wissenschaften erforscht, wie man Orte zum Sprechen bringen kann.
Was bewegt Menschen dazu, eine KZ-Gedenkstätte zu besuchen? „Die Grunderwartung ist, dass die Orte sprechen", sagt Heidemarie Uhl, Kulturwissenschaftlerin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). „Für Informationen über die Stätte selbst braucht man nicht hinzufahren, davon bekommt man im Internet mehr. Aber die Menschen wollen eine besondere Erfahrung machen", so die Expertin. Dem Ort selbst wird demnach eine „imaginäre Kraft" zugesprochen, er ist „quasi etwas Heiliges".
Allerdings: Von selbst sprechen die Orte nicht. „Wir müssen die Orte zum Sprechen bringen", sagt Uhl. Nachsatz: „Das muss jede Generation neu machen." Die KZ-Gedenkstätte in Mauthausen ist das letzte große NS-Memorial im deutschsprachigen Raum, das noch nicht neu gestaltet wurde - die Ausstellung atmet noch den Geist der 70er-Jahre. Für die Neugestaltung des KZ Mauthausen, die nun in Angriff genommen wird, muss das freilich kein Nachteil sein: „Wir können in Mauthausen davon lernen, was andere gemacht haben."
Begleitend zur Neugestaltung wurde daher ein zweijähriges Forschungsprojekt gestartet, das im Rahmen des Programms „forMuse" vom Wissenschaftsministerium (BMWF) gefördert wird. Es geht dabei vor allem um zwei Fragen: Mit welchen Materialien - Texte, Objekte, Bilder, Beleuchtung etc. - wird Geschichte in KZ-Gedenkstätten dargestellt? Und wie geht man mit den materiellen Überresten um? Ein Beispiel: Bei stark renovierten Baracken haben viele Menschen das Gefühl, dass das etwas Neues ist. Im Gegensatz dazu habe sich aber das Bewusstsein verstärkt, ob etwas „original" ist - im Sinne von: „Hier, auf diesem Boden ist es geschehen", so Uhl. In dem Projekt wird ein Katalog von Strategien für Ausstellungen und den Umgang mit dem Material erarbeitet. Neben dieser Grundlagenforschung soll aber auch der Link zur Praxis erfolgen, unter anderem durch zwei Seminare in Mauthausen und Konferenzen in Berlin und Israel.