Museum forscht: Antike Porträts erzählen Geschichten

(c) KHM
  • Drucken

Welche Geschichten die Gesichter aus dem alten Rom erzählen, wird im Kunsthistorischen Museum erforscht. Die antike Porträtsammlung wird restauriert und neu präsentiert.

Ein Passfoto sagt wenig über einen Menschen aus. Erzählt man aber die Geschichte zur Person – wo sie herkommt, was ihr im Laufe des Lebens widerfahren ist –, haucht man dem Bild Leben ein. Ähnliches versuchen Archäologen und Kunsthistoriker um Manuela Laubenberger im Kunsthistorischen Museum: In ihrem forMuse-Projekt wird rund 200 antiken Porträts, die noch im Depot lagern, Leben eingehaucht. „Viele der Objekte wurden schon sehr früh, etwa in der Renaissance, gefunden und noch verändert“, erklärt Laubenberger. So wurden etwa an Steinköpfe Gipsohren und -nasen gesetzt, ihnen Büsten und Sockel hinzugefügt. Die Forschungen sollen nun die ganze „Lebensgeschichte“ der antiken Köpfe und Büsten aufdecken: Wen stellen sie dar? Wo kommen sie her? Wann und wie wurden sie verändert? Welche Techniken und Moden kann man der Renaissance, dem Barock oder dem Klassizismus zuschreiben?


„Wir wollen dem Besucher gegenüber auch ehrlich sein“, so Laubenberger. Denn nur nach genauesten Untersuchungen kann man bei einer Skulptur der Antikensammlung sagen, was wirklich aus der Antike ist und was in welcher Epoche verändert wurde. Die Restaurierung und die Analyse der Klebstoffe und Ergänzungsmaterialien im naturwissenschaftlichen Labor ist dabei ebenso wichtig wie die detaillierte Fotodokumentation der Objekte – nicht nur für den Bestandskatalog.

„Das erste Teilprojekt widmet sich den Frauen und Mädchen, Kaiserinnen und Dichterinnen des antiken Rom.“ (Siehe Bild: weibliche Porträtbüsten vor der Restaurierung.) „Aus römischer Zeit sind meist Porträts von Männern bekannt. Unser Projekt ist ein richtiges Frauenthema.“ Im weiteren Verlauf soll es noch andere Unterteilungen geben – nach Vorbild und in Kooperation mit großen europäischen Museen.  KHM

Öffnungszeiten Kunsthistorisches Museum:
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Donnerstag bis 21 Uhr.
Adresse: Burgring 5, 1010 Wien. Telefon: 01/52 524-0

Infos: www.formuse.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kultur

Museum forscht: Kolonialwaren in einer Monarchie ohne Kolonien

Die Wiener Warenkundesammlung
beherbergt spannendes Wissen der letzten
Jahrhunderte, das jetzt neu aufgerollt wird.
Kultur

Museum forscht: Kupfergrün frisst sich durch

Alte Handschriften, Karten und Bücher, die seit
dem Mittelalter durch Kupfergrün koloriert
wurden, sind in Gefahr, von Kupferionen
zerfressen zu werden.
Kultur

Museum forscht: Orte zum Sprechen bringen

Begleitend zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird an der Akademie der Wissenschaften erforscht, wie man Orte zum Sprechen bringen kann.
Kultur

Museum forscht: Wien als Vorreiter für moderne Gemäldegalerien

Wer denkt beim Besuch der Museen in London, Paris und New York, dass Wien als Vorreiter für Gemäldegalerien nach modernen, kunstwissenschaftlichen Aspekten gilt?
Kultur

Museum forscht: Bringt Aberglaube Unglück?

Im Volkskundemuseum Graz werden über 1000 Objekte auf ihren volksmagischen Ursprung untersucht. Erklärt alter Aberglaube, warum heute Esoterikläden immer populärer
werden?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.