Exsklavin auf Dollarnote

Anti-slavery crusader Harriet Tubman is seen in a picture from the Library of Congress
Anti-slavery crusader Harriet Tubman is seen in a picture from the Library of CongressREUTERS
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Erstmals wird eine schwarze Frau eine US-Banknote zieren: Die als Sklavin geborene Harriet Tubman ersetzt Präsident Andrew Jackson.

Washington. Das Geburtsdatum der Frau, deren Konterfei im nächsten Jahrzehnt nach und nach immer mehr 20-Dollar-Geldscheine zieren wird, ist nicht genau vermerkt, sehr wohl aber ihr Status: Harriet Tubman wurde als Araminta Ross rund um das Jahr 1822 in der Küstenregion von Maryland als Sklavin geboren. Schon als Kind wurde sie verprügelt, ein Sklavenhalter warf ihr ein Eisengewicht auf den Kopf, was ihr lebenslang Kopfschmerzen und epileptische Anfälle bescherte. Jedes Mal, wenn das Baby, das sie zu betreuen hatte, weinte, wurde Tubman zur Strafe ausgepeitscht.

Zu dieser Zeit hatte sich der Mann, den sie zumindest von der Vorderseite des Zwanzigers verdrängen wird, seine ersten Sporen als Krieger und Volkstribun verdient. Andrew Jackson, später der siebte Präsident der Vereinigten Staaten, hatte der jungen Republik 1815 die Hafenstadt New Orleans in der letzten Schlacht gegen die Briten gerettet und sich später mit brutalen Vernichtungskampagnen gegen die Seminolen und Creek den Nom de guerre „Scharfes Messer“ verdient. Bestrebungen zur Schaffung einer Zentralbank bekämpfte er, Papiergeld lehnte er ab.

1849 floh Ross, die nach einer Heirat mittlerweile Tubman hieß und den Geburtsnamen Harriet ihrer Mutter angenommen hatte, aus ihrer Gefangenschaft nach Philadelphia. Sie kehrte immer wieder heimlich in die Sklavenhalterstaaten zurück, um Familienangehörige, später auch andere Leibeigene, zu befreien. Die „Underground Railroad“, das hochkomplexe Netz, mit dem Sklaven in den freien Norden und nach Kanada geschleust wurden, hatte mit Tubman ihre prominenteste Vertreterin.

Späte symbolische Würdigung

Die am Mittwoch präsentierte Entscheidung, Jackson gegen Tubman zu tauschen, war eine von mehreren Würdigungen bedeutender amerikanischer Frauen durch Finanzminister Jack Lew (Martha Washington war Ende des 19. Jh.s jedenfalls kurzzeitig die erste Frau auf einem Silberzertifikat). Auf der Rückseite des neuen Zehners werden nämlich die Suffragetten und Antisklaverei-Aktivistinnen Susan B. Anthony, Elizabeth Cady Stanton, Lucretia Mott und Alice Paul sowie die als Sklavin geborene Sojourner Truth abgebildet; die Vorderseite gehört weiter Gründervater und Finanzminister Alexander Hamilton. Abraham Lincoln bekommt auf der Fünfernote sogar von der schwarzen Opernsängerin Marian Anderson, Eleanor Roosevelt und Martin Luther King jr. Verstärkung.

Während des Bürgerkrieges diente Tubman in der Unionsarmee als Geheimagentin. Wie Pulitzerpreisträger Eric Foner in „Gateway to Freedom: The Secret History of the Underground Railroad“ schildert, führte sie 1863 zwei Kanonenboote mit schwarzen Soldaten den Combahee River in South Carolina zu einem Überfall auf Sezessionisten, bei dem mehr als 700 Sklaven befreit wurden.

Jahrzehntelang kämpfte sie vergeblich um eine Veteranenpension. Sie erhielt bloß eine Rente als Witwe eines Unionssoldaten. 1913 starb Tubman mit 91: fünfzig Jahre nach der Emanzipationsproklamation Lincolns, in der er alle Sklaven in den USA für frei erklärt hatte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2016)

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