Das Spiel ohne Ball und Tor

Manchester City v Real Madrid - UEFA Champions League Semi Final First Leg
Manchester City v Real Madrid - UEFA Champions League Semi Final First LegREUTERS
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Ohne Cristiano Ronaldo schießt Real Madrid keine Tore, für Spaniens Presse sind die „Königlichen“ jedoch bereits mit einem Bein im Finale. Auch Zinédine Zidane war happy.

Manchester. Cristiano Ronaldo hat auch in Abwesenheit seinen Wert für Real Madrid unter Beweis gestellt. Ohne den Superstar mussten sich die Spanier im Halbfinalhinspiel der Champions League bei Manchester City als bessere Elf mit einem 0:0 begnügen. Für die Engländer jedoch lebt damit vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch weiterhin die Chance auf den erstmaligen Einzug ins Finale der Fußballkönigsklasse.

Gefeierter Held im Team der Citizens war Torhüter Joe Hart. Englands Internationaler entschärfte im Finish einen Casemiro-Kopfball, machte sich danach noch erfolgreich gegen Pepe breit und verhinderte so ein Gegentor. Die englische Presse war sich einig: Dank Harts Taten darf City weiter hoffen. Der Nationalkeeper wurde als der Retter des Scheichteams gefeiert. „City-Keeper trotzt den Galaktischen und rüstet sich für den Thriller im Bernabéu“, schrieb „Daily Mirror“. „The Sun“ titelte: „Big Hart – der heldenhafte City-Keeper“.

Zidane: „Wir waren besser“

Bei Real herrschte hingegen eine selten so deutlich verspürte Tristesse. Ohne Ronaldo geht es nicht. Dennoch zeigte sich Trainer Zinédine Zidane halbwegs zufrieden mit dem torlosen Remis seines Teams von Real Madrid bei Manchester City. „Wir wissen, dass wir im Rückspiel vor heimischem Publikum den Einzug ins Endspiel schaffen können“, erklärte der frühere Weltklassefußballer nach dem Halbfinalhinspiel der Champions League. „Wir waren in der zweiten Halbzeit besser und hätten mehr verdient gehabt.“

Reals Profis ließen in Manchester am Ende eine bessere Ausgangslage liegen. Die Madrilenen agierten ohne ihren Rekordtorjäger Ronaldo – dem 16-fachen CL-Torschützen macht die Muskulatur im Oberschenkel zu schaffen – zunächst jedoch ungewohnt vorsichtig und überließen dem Gegner viel Ballbesitz. Offenbar zogen die Spanier dabei die Lehren aus dem 0:2 in Wolfsburg im Viertelfinalhinspiel, wie Gareth Bale nach der Partie andeutete. „Wir wollten nicht zu früh attackieren und uns in einer schlechten Position wiederfinden“, erklärte der Waliser. City konnte mit verhalten agierenden Gästen jedenfalls wenig anfangen. Bis zum Pausenpfiff brachten beide Mannschaften nicht einen Schuss auf den gegnerischen Torhüter zustande.

Bei Real blieb dann auch der angeschlagene Karim Benzema in der Kabine. Ohne zwei Drittel ihres BBC-Sturms kam der zehnfache Bewerbssieger aber auf, bei einem Lattenkopfball von Benzemas Ersatzmann, Jesé, in der 71. Minute hätte auch Hart das Nachsehen gehabt. „Ich bin ein wenig enttäuscht, aufgrund der zweiten Hälfte hätten wir es verdient gehabt, hier zu gewinnen“, sagte Zidane, der die Ausgangslage „weiter bei 50:50“ sah.

Der Franzose sorgte unfreiwillig für Komik, als ihm beim Gestikulieren zum wiederholten Mal die Hose riss. Dies war Zidane schon vor zwei Wochen im Rückspiel gegen Wolfsburg (3:0) passiert. „Das ist kein großes Problem, macht euch keine Sorgen“, meinte der Ex-Weltfußballer nach der Partie darauf angesprochen. Er hoffte auf eine Rückkehr von Ronaldo und Benzema im Rückspiel. „Hoffentlich können sie beide dabei sein.“

Wenn die Hose wieder reißt

City muss in einer Woche auf den spanischen Spielgestalter David Silva verzichten. Trainer Manuel Pellegrini war vor der Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte trotzdem nicht unzufrieden. „Wenn man nicht gewinnen kann, ist ein 0:0 nicht schlecht“, sagte der Chilene, dessen Elf bis zuletzt keine Risken einging. Sergio Agüero, Citys Torschütze vom Dienst, blieb wirkungslos. Pellegrini war dennoch zuversichtlich. Er rief die vergangenen Auswärtsspiele in Erinnerung. Im Achtelfinale hatte City in Kiew mit 3:1 gesiegt, im Viertelfinale in Paris ein 2:2 erreicht. „Ich würde mich bei einem 0:0 nicht sicher fühlen“, meinte jedoch Vincent Kompany. Auch Hart pflichtete seinem Vordermann bei: „Wir sind nicht enttäuscht über das Ergebnis. Wir sind bereit.“

Die Statistik spricht jedoch für Real. Den Madrilenen reichte im Europacup in sieben von acht Fällen ein auswärts erreichtes 0:0 im Hinspiel zum Einzug in die nächste Runde. „Madrid steht mit einem Bein im Finale von Mailand“, titelte „As“. „City wirkte wie vor Ehrfurcht erstarrt vor dem zehnmaligen Europacupsieger“, konstatierte das Sportblatt „Marca“. „Das Team spielte so, als stünden ihm die Legenden Gento, Di Stéfano und Puskas gegenüber.“

Zidane hofft im Rückspiel auf Tore, schöne Spielzüge, Angriffe. Und auch darauf, dass seine Hose hält. Dem Franzosen ist, wie schon gegen Wolfsburg, erneut am linken Bein die Hose gerissen . . . (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2016)

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