Wifo-Chef Aiginger will "TTIP light"

Karl Aiginger
Karl Aiginger(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Österreich habe sich noch vor jeder Öffnung gefürchtet, dann aber profitiert, meint der Ökonom. Er forderte erneut eine Gebührenbremse. Gleichzeitig müsse es eine Steuerreform geben, welche die kalte Progression wegnimmt.

Wien. Das umstrittene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA wäre für den scheidenden Wifo-Chef Karl Aiginger „an sich ein Segen“, da mehr internationale Arbeitsteilung generell den Wohlstand erhöhe. Beim Abkommen TTIP seien aber auf EU-Seite viele Fehler gemacht worden, etwa die Geheimhaltung der Verhandlungen. Aiginger fordert nun ein „TTIP light“: Man solle versuchen, jene Teile, die unproblematisch sind, in ein vorläufiges Abkommen zu packen und dann nachzujustieren, schlug Aiginger am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ vor.

Gebührenbremse gefordert

Österreich habe sich vor jeder Öffnung gefürchtet, schließlich aber zu den Profiteuren gehört, erinnert Aiginger. Die Stärkung der guten Wirtschaftsbeziehungen mit den USA wäre auch deshalb gut, weil die Amerikaner mit Asien ein ähnliches Abkommen geschlossen hätten. Wichtig bei TTIP wäre, dass die jeweils höheren Standards kommen.

Der Ökonom forderte erneut eine Gebührenbremse. Gleichzeitig müsse es eine Steuerreform geben, welche die kalte Progression wegnimmt. Die letzte Steuerreform habe keine Antworten auf Inflation und steigende Gebührenbelastung geliefert. „Der Staat ist hier sehr ungeschickt“, konstatierte der Wifo-Chef. Einerseits wolle man mehr Beschäftigung und besteuere andererseits den Faktor Arbeit besonders stark. Wichtig sei ebenso, dass das Bildungssystem reformiert und mehr in Forschung und Umwelttechnologie investiert werde.

Die Mindestsicherung verteidigte der Wifo-Chef. Beispiele von Missbrauch seien Einzelfälle, man solle nicht generell gegen diese Sozialleistung sein: „Das war ein wirklich großer sozialer Fortschritt.“ Doch sei es denkbar, den Zugang zu differenzieren, je nachdem, wie lange jemand ins Sozialsystem eingezahlt hat. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FRANCE-EU-COUNCIL
Europa

Ein letzter Rettungsversuch für TTIP

Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will die EU-Länder wieder auf eine Linie bringen. Unterstützung bekommt er von der deutschen Kanzlerin, Angela Merkel.
Seit zwei Jahren warnt ein Graffiti nahe der EU-Kommission in Brüssel vor der Zusammenarbeit mit den USA.
International

TTIP: Kritik an Verhandlungstaktik der USA

EU-Kommission wirft Washington vor, nur zu fordern, anstatt Kompromisse zu suchen. EU-Studie zeichnet nuanciertes Bild der Vorteile des transatlantischen Handelsabkommens.
Europafahne - flag of europe
Europa

Österreich will EU-internen Investorenschutz

Fünf Länder forcieren innerhalb der EU einen ähnlichen Schutz für Investoren wie er derzeit für das Abkommen mit den USA vorgesehen ist. Die Streitbeilegung könnte bei einem ständigen Schiedsgericht erfolgen.
Reinhold Mitterlehner.
International

TTIP-Deal noch heuer „mehr als ambitioniert“

Reinhold Mitterlehner zeigt sich skeptisch bezüglich des Freihandelsabkommen zwischen der EU und der USA.
Containerladung mit TTIP-Protestaktion – ein Symbol für den umstrittenen internationalen Handel.
International

TTIP/Ceta: Europa hadert mit dem Freihandel

Die ambitionierten Handelsabkommen mit den USA und Kanada wackeln, und am Horizont taucht schon ein weiterer Konflikt mit China auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.