Bayer will Monsanto

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FILES-GERMANY-US-AGRICULTURE-TAKEOVER-PHARMA-MONSANTO-BAYER(c) APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Der deutsche Chemiekonzern will den US–Saatgutriesen schlucken. Das dürfte auf kartellrechtliche Hürden stoßen.

Leverkusen/St. Louis. Nun ist offiziell, was seit Tagen kolportiert wird: Der deutsche Pharma- und Chemieriese Bayer ist am US-Saatguthersteller Monsanto interessiert. Beide Unternehmen haben am Donnerstag entsprechende Gespräche bestätigt. Monsanto wird an der Börse derzeit mit gut 42Mrd. Dollar (37,24 Mrd. Euro) bewertet, Bayer ist mit 73,7 Mrd. Euro fast doppelt so groß.

Die Aktionäre des Leverkusener Konzerns fürchten, dass Bayer die Übernahme nur mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung stemmen wird. Die Bayer-Aktie rutschte am Donnerstag daher tief ab, während das Monsanto-Papier in die Höhe schoss. Für Bayer wäre es die mit Abstand größte Akquisition in der Firmengeschichte. Die Übernahme des Arzneimittelherstellers Schering im Jahr 2006 hat 17 Mrd. Euro gekostet.

Der Bayer-Vorstoß sei eine „unverbindliche, unerbetene Offerte“, hieß es bei Monsanto. Diese werde nun vom Verwaltungsrat geprüft. Tags zuvor hatte Monsanto noch Berichte über eine Übernahme durch Bayer oder den deutschen Chemiekonzern BASF dementiert. Eine Übernahme von Monsanto durch Bayer könnte vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft stoßen.

Denn Monsanto ist Weltmarktführer bei Saatgut. Die Bayer-Tochter Crop Science ist hingegen bei Pestiziden die weltweite Nummer zwei hinter der Schweizer Syngenta. Nach der Monsanto-Übernahme könnte das gemeinsame Unternehmen den Schweizer Konkurrenten überholen.

Chinesen kaufen Syngenta

Syngenta selbst ist nicht mehr zu haben. Der Agrochemie-Konzern wird gerade von der chinesischen Chem China um 43 Mrd. Dollar geschluckt. Der Deal ist noch nicht unter Dach und Fach, unter anderem muss noch das US-Landwirtschaftsministerium zustimmen. Monsanto hat im Vorjahr ebenfalls Interesse an Syngenta gezeigt, ist mit seinen Übernahmeavancen aber bei den Aktionären des Schweizer Konzerns abgeblitzt und steht seitdem unter starkem Druck, sich einen anderen Partner zu suchen. Zuletzt hat es geheißen, Monsanto sei an der Bayer-Tochter Crop Science interessiert.

Die gesamte Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Herstellern von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut zugesetzt. Der im Dezember auf den Weg gebrachte Zusammenschluss von Dow Chemical und Du Pont schafft einen neuen Branchenriesen – und setzt die Konkurrenz unter Zugzwang.

Bei einer Übernahme der Amerikaner muss sich Bayer-Chef Werner Baumann, der erst Anfang Mai das Ruder vom Niederländer Marijn Dekkers beim Aspirin-Hersteller übernommen hat, auf Kritik einstellen. Nicht nur dürfte der Kauf die Leverkusener teuer zu stehen kommen. Kein anderer Konzern der Branche hat zudem ein derart schlechtes Image wie Monsanto. Das Unternehmen steht immer wieder wegen seiner aggressiver Geschäftspraktiken und seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Die Amerikaner sind zudem der Entwickler des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.

Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat die Bayer-Aktie von „Buy“ (Kaufen) auf „Neutral“ abgestuft. Die im Raum stehende Übernahme dürfte auf der Stimmung der Marktteilnehmer lasten. Der Kaufpreis sei noch unbekannt und der Wertzuwachs durch eine Übernahme begrenzt.

Auch die Analysten von Bernstein sind der Ansicht, dass sich Bayer finanziell schon sehr strecken müsse, um den US-Saatguthersteller zu kaufen. Doch könne eine Abspaltung des Bayer-Agrarchemiegeschäfts nach einer Fusion wertsteigernd wirken. Kartellrechtliche Bedenken sollten sich überwinden lassen. Solange es von Bayer bezüglich einer Übernahme aber keine Klarheit gebe, werde die Aktie wegen einer drohenden Kapitalerhöhung wohl unter Druck bleiben – ungeachtet ihrer fundamentalen Stärke. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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