Ultranationalist Lieberman neuer Verteidigungsminister Israels

Zum Scherzen aufgelegt: Lieberman und Netanyahu.
Zum Scherzen aufgelegt: Lieberman und Netanyahu.REUTERS
  • Drucken

Der Hardliner gelobt eine "vernünftige Politik" zu verfolgen. Es werden vermehrt Spannungen mit Palästinensern und dem Westen befürchtet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu holt Ex-Außenminister Avigdor Lieberman als neuen Verteidigungsminister in seine Regierung. Damit sichert er sich die Unterstützung der Ultranationalisten. Die Einbeziehung von Liebermans Partei Israel Beitenu in die Koalition sei ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Regierung, sagte ein Vertreter von Netanyahus Likud-Partei am Mittwoch.

Netanyahu kann sich bisher nur auf eine hauchdünne Mehrheit stützen. Der bisherige Verteidigungsminister Moshe Yaalon war am Freitag wegen Differenzen mit Netanyahu zurückgetreten. Lieberman ist bekannt für seinen harten Kurs gegenüber den Palästinensern. In seinem neuen Amt ist er für die besetzten Palästinenser-Gebiete verantwortlich.

Der neue Verteidigungsminister versuchte Befürchtungen wegen seiner Hardliner-Positionen bei Unterzeichnung des Regierungsabkommens am Mittwoch entgegenzutreten. Lieberman sagte, er werde als Verteidigungsminister eine "vernünftige Politik verfolgen, die Stabilität in der Region und in unserem Land gewährleistet".

Palästinenser sehen Kabinett als Bedrohung

Netanyahu sagte nach der Unterzeichnung: "Israel braucht eine stabile Regierung, damit wir uns den bevorstehenden Herausforderungen stellen und künftige Chancen ergreifen können." Er werde "weiterhin alles unternehmen, um ein Friedensabkommen mit den Palästinensern zu erzielen", betonte er. Kritik an der neuen Regierung kam von der Palästinenserorganisation PLO. Das Kabinett mit Lieberman sei eine "echte Bedrohung" für die Stabilität der Region, hieß es.

Die Kabinettsumbildung könnte das Vertrauen des Westens in die israelische Regierung schmälern. Schließlich pflegte Yaalon die Beziehungen zum Verteidigungsministerium in Washington. Das Verhältnis zwischen Präsident Barack Obama und Netanyahu hatte im Konflikt über Nahost-Friedensgespräche und die Annäherung der USA an den Iran stark gelitten.

Netanyahu hat nun 67 von 120 Sitzen

Mit Liebermans Berufung kann sich Netanyahu auf 67 der 120 Abgeordnete stützen, bisher hatte er nur eine Stimme Mehrheit. Seiner religiös-nationalistischen Regierungskoalition gehören damit künftig sechs Parteien an.

Lieberman polarisierte in der Vergangenheit auch die österreichische Politik. 2012 bezeichnete der damalige SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos den damaligen Außenminister Lieberman wegen dessen hartem Auftreten gegenüber dem Iran und den Palästinensern als "unerträglich". Daraufhin gab es vom heutigen ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka, damals außenpolitischer Sprecher, sowie von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl harte Kritik.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Hinter der Kontrolle stehe religiöse Diskriminierung.
Außenpolitik

Journalist muss bei Netanyahu-Pressekonferenz Hose ausziehen

Der Fotograf sollte sich bei einer Sicherheitskontrolle entkleiden. Er weigerte sich und durfte nicht an dem Auftritt des israelischen Premiers teilnehmen.
Israel´s Prime Minister Netanyahu sits next to Foreign Minister Lieberman after delivering a statement in Jerusalem
Außenpolitik

„Bibis“ Personalpoker: Rechtsruck in Jerusalem

Rochade im Verteidigungsministerium: Premier Netanjahu ersetzt Parteifreund Moshe Yaalon durch den rechten Hardliner und Ex-Außenminister Avigdor Lieberman. Er tritt in die Koalition ein, um eine Friedensinitiative zu torpedieren.
Ein alter Bekannter: Avigdor Lieberman
Außenpolitik

"Bibi" Netanjahus Personal-Poker-Trick rückt Israel nach rechts

Analyse: Israels Premier ersetzt den Verteidigungsminister Moshe Yaalon aus seiner Likud-Partei durch den Hardliner und Ex-Außenminister Avigdor Lieberman.
Lieberman und Netanjahu
Außenpolitik

Kehrt Lieberman in die israelische Regierung zurück?

Der ultrarechte Lieberman soll angeblich das Amt des Verteidigungsministers übernehmen. Eine offizielle Bestätigung gibt es vorerst nicht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.