Die Extremisten-Hochburg nahe Bagdad wurde nach zwei Jahren "bis auf einen kleinen Teil" zurückerobert.
Die irakischen Regierungstruppen haben sich am Wochenende auf die Suche nach den letzten in Falluja verschanzten Kämpfern der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gemacht. "Eliteeinheiten rücken vor, um die nördlichen Viertel zu befreien", sagte Generalleutnant Abdulwahab Saadi. Am Freitag hatte das Militär den Großteil der einstigen IS-Hochburg zurückerobert und den Extremisten damit eine der herbsten Niederlagen seit mehr als zwei Jahren zugefügt.
"Wir haben die Befreiung von Falluja versprochen, und wir haben die Stadt zurückerobert", sagte Ministerpräsident Haider al-Abadi in einer Fernsehansprache. "Unsere Sicherheitskräfte kontrollieren die Stadt bis auf einen kleinen Teil." Auf dem Sitz der Regionalregierung hatten Soldaten die irakische Nationalflagge gehisst. Das zeige "die Wiederherstellung der staatlichen Autorität" in Falluja, sagte der oberste Polizeichef des Landes, Raed Shaker Jawdat.
Flüchtlingszahl verdoppelt
In den vergangenen drei Tagen seien laut Schätzungen rund 30.000 Menschen aus der umkämpften Stadt geflohen, erklärte die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC) am Sonntag. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge habe sich damit innerhalb kurzer Zeit auf rund 62.000 verdoppelt. "Die Lage in den Camps gerät außer Kontrolle", sagte NRC-Sprecher Karl Schembri. Hilfsorganisationen hatten schon vor der neuen Massenbewegung gewarnt, sie hätten kaum noch Geld, um die notleidenden Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen.
Die Flucht aus Falluja sei nach wie vor extrem gefährlich, da die Menschen zu Fuß gehen müssten, erklärte der NRC. Sechs Menschen seien durch Sprengfallen ums Leben gekommen, ein Mann an Erschöpfung gestorben. Der NRC-Direktor für den Irak, Nasr Muflahi, rief Iraks Regierung und die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.
Falluja liegt nur 50 Kilometer westlich der Hauptstadt Bagdad und war seit 2014 vom IS kontrolliert worden. Die irakische Armee startete Ende Mai eine groß angelegte Offensive, um die Stadt zurückzuerobern. Tausende Menschen flohen in den vergangenen Wochen vor den Kämpfen, andere Bewohner saßen in der Stadt fest. Laut irakischen Sicherheitsverantwortlichen gelang es offenbar vielen IS-Kämpfern, sich unter die flüchtende Zivilbevölkerung zu mischen und aus der Stadt zu entkommen.
Nach der Rückeroberung von Falluja ist Mosul die letzte große IS-Bastion im Irak. Die Truppenoffensive auf die Großstadt ist in vollem Gange. Regierungschef Abadi hat schon mehrfach versprochen, die IS-Extremisten "bald" auch aus Mosul zu vertreiben.
(APA/AFP)