Maurizio Arrivabene, 59, ist Ferrari-Teamchef, Italiener und dann sorgenlos, wenn in Maranello die Glocken läuten.
Spielberg. In der Boxengasse herrschte Hochbetrieb, alle Teams wollten auch in Spielberg schnell optimal gerüstet sein. Bei Ferrari war es ruhig, alles seit Mittwoch längst montiert. Teamchef Maurizio Arrivabene ließ sich also die Sonne ins Gesicht scheinen, der Italiener kaute an einem Nikotin-Inhalator. Er war jahrelang Manager eines Tabakkonzerns . . .
„Austria? O. k., presto“, knurrte er mit sonorer Stimme, als ihn „Die Presse“ ansprach. Seit 18 Monaten steht er der Scuderia vor, der 59-Jährige aus Brescia kennt „die Verpflichtung, mit Ferrari gewinnen zu müssen“. Mit markanten Sprüchen, flottem Auftritt und passendem Motor hat Ferrari 2015 mit drei Siegen von Sebastian Vettel („Toller Pilot“) zu Mercedes aufgeschlossen, 2016 ist der Abstand wieder größer, ist auch Red Bull dazwischen gefahren. Arrivabene nickte nur, auch, ob heute tatsächlich beide Boliden den Halo-Cockpitschutz im Training (ab 10 Uhr) testen, verriet er nicht. „Ferrari ist wie eine Familie. Alle Mitarbeiter leben und lieben Ferrari. Wir haben es in unserer DNA.“ Blut sei doch rot. Er grinste und knabberte verspielt an seinem Tschick-Ersatz.
Dass täglich sein Job in italienischen Medien infrage gestellt wird, findet er amüsant. Es sei alles egal – wenn Ferrari am Sonntag gewinnt. Dann läuten in Maranello die Glocken und wenn Arrivabene sie hört, weiß er, dass er weiter auf der Sonnenseite steht. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2016)