Gedenken zum Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet den deutschen Überfall auf Polen vor 70 Jahren als Ursache für den millionenfachen Tod von Soldaten und Zivilisten.
"Wir werden Ursache und Wirkung niemals verkehren", sagte die deutsche Bundeskanzlerin in einem Interview mit dem ARD-Morgenmagazin zum Jahrestag des Kriegsbeginns am Dienstag. "Deutschland hat den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Wir haben unendliches Leid über die Welt gebracht", betonte Merkel. Der Krieg habe über 60 Millionen Todesopfer gefordert.
"Dennoch ist auch die Vertreibung von weit über zwölf Millionen Menschen aus den Gebieten des ehemaligen Deutschlands und heutigen Polens natürlich ein Unrecht, und auch das muss benannt werden", sagte die Kanzlerin. Merkel betonte, dass anhaltende Maßnahmen zur Vertrauensbildung im deutsch-polnische Verhältnis nach "schwierigen Zeiten" jetzt erfolgreich seien. Viele Wunden dürften "auch nicht immer wieder aufgerissen werden", sagte sie.
Merkel verteidigt Vertriebenenzentrum
Merkel verteidigte die Errichtung des in Polen heftig kritisierten Vertriebenenzentrums in Berlin. 80 Prozent der Polen halten die Zwangsaussiedlungen der Deutschen nach den Grenzverschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg für gerechtfertigt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, das von der Warschauer "Gazeta Wyborcza" veröffentlicht wurde (mehr...).
Als Hauptargument wurde angeführt, dass das friedliche Zusammenleben von Deutschen und Polen nach dem Krieg unvorstellbar gewesen sei. Von 35 Millionen Einwohnern Polens vor dem Krieg kamen sechs Millionen unter deutscher Besetzung zwischen 1939 und 1945 gewaltsam ums Leben.
Am Nachmittag wurde die deutsche Regierungschefin zu den Gedenkfeierlichkeiten an der Danziger Westerplatte erwartet, mit deren Beschuss am frühen Morgen des 1. September 1939 der Überfall begonnen hatte.
(APA)