Kaczynski: "Totalitäre Regime schuld am Krieg"

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Gedenken zum Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges: Die totalitären Regime der 1930er Jahre, Nationalismus und Chauvinismus hätten zum Krieg geführt, sagte Polens Präsident Lech Kaczynski in Danzig.

Am 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs haben die ehemaligen Gegner am Dienstag der Millionen Opfer gedacht. Auf der Westerplatte bei Danzig (Gdansk), dem Ausgangspunkt des Kriegs, kam die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, dem russischen Regierungschef Wladimir Putin, und gut einem Dutzend weiterer Staats- bzw. Regierungschefs zusammen, darunter als Repräsentant Österreichs, Kanzler Werner Faymann (SPÖ).

Kaczynski machte in seiner Rede die totalitären Regime der 1930er Jahre sowie Nationalismus und Chauvinismus verantwortlich für den Zweiten Weltkrieg. Er erwähnte auch den Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939. Das sei kein Nichtangriffspakt, sondern ein Vertrag über die Aufteilung der Einflusszonen in großen Teilen Europas gewesen. Den Mord an tausenden polnischen Offizieren in der Sowjetunion verglich Kaczynski, im Gegensatz zu einer Rede bei einer rein polnischen Feier am Dienstag in der Früh, nicht mit der Vernichtung der Juden im Holocaust.

Merkel: "Kein Land hat so gelitten wie Polen"

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstrich die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und das damit verbundene Leid in vielen Völkern Europas. "Heute vor 70 Jahren begann mit dem deutschen Überfall auf Polen das tragischste Kapitel in der Geschichte Europas", sagte sie auf der Westerplatte. Der von Deutschland entfesselte Krieg habe "Jahre der Entrechtung, der Erniedrigung und der Zerstörung" gebracht. Kein Land habe unter der deutschen Besatzung so gelitten wie Polen.

Sie gedenke der 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. "Ich verneige mich vor den Opfern", sagte Merkel und hob neben den Polen besonders die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden hervor. Merkel erinnerte aber auch an das Schicksal der Millionen Deutschen, die in Folge des Krieges ihre Heimat verloren. Doch, an der immerwährenden geschichtlichen Verantwortung Deutschlands gebe es nichts umzuschreiben, und dies werde auch niemals geschehen, versicherte die Kanzlerin.

Europa: "Kontinent der Freiheit und des Friedens"

Inzwischen habe sich Europa aus einem "Kontinent des Schreckens" in einen "Kontinent der Freiheit und des Friedens" verwandelt. "Deutschlands Partner in Ost und in West haben diesen Weg durch Versöhnungsbereitschaft geebnet. Sie haben uns Deutschen die Hand zur Versöhnung ausgestreckt. Wir haben sie voller Dankbarkeit ergriffen."

Merkel hob auch hervor, dass der Weg Europas zur Freiheit erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vollendet worden sei. Dazu hätte das Freiheitsstreben der Polen beigetragen. Es habe es in der besonderen Verantwortung Deutschlands gelegen, Polen und den anderen mittel- und osteuropäischen Staaten den Weg in die Europäische Union und in die NATO zu ebnen.

Viele internationale Vertreter waren zu der Gedenkfeier angereist, etwa der französische Premier Francois Fillon und Fredrik Reinfeldt, der schwedische Regierungschef und derzeitige EU-Ratspräsident. Die USA waren durch den Nationalen Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama, James Jones, vertreten. Großbritannien schickte Außenminister David Miliband.

(Ag.)

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