Fischer: "Das Bundesheer ist ein Friedensheer"

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Österreichische Politiker haben am Dienstag des Beginns des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren gedacht. Bundespräsident Fischer würdigte den Widerstand in der Wehrmacht und betonte, das Bundesheer sei heute ein Verteidigungsheer.

Bundespräsident Heinz Fischer erinnerte daran, dass im Zweiten Weltkrieg auch 270.000 Soldaten aus Österreich ums Leben kamen. Fischer hob in einem Tagesbefehl an das Bundesheer hervor, dass es auch "tapfere Soldaten und Offiziere gegeben hat, die den Unrechtsgehalt und den verbrecherischen Charakter des nationalsozialistischen Regimes erkannten und die ihrem Gewissen folgten, indem sie versuchten, Widerstand zu leisten oder sich zumindest dem Dienst in der Hitler-Armee zu entziehen." Viele mussten dies mit ihrem Leben bezahlen. Das Bundesheer berücksichtige die Lehren der Geschichte. "Das Österreichische Bundesheer ist ein Verteidigungsheer und ein Friedensheer", unterstrich das Staatsoberhaupt in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber.

Der Zweite Weltkrieg, der durch den von Adolf Hitler befohlenen Überfall auf Polen ausgelöst wurde, war, so der Bundespräsident, in seiner Gesamtheit eine unfassbare Katastrophe. Das weltweite militärische Ringen, das mit der totalen Niederlage Hitler-Deutschlands endete, hatte unfassbare Zerstörungen zur Folge.

Faymann: Europäisches Friedensprojekt fortführen

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), der am Nachmittag in Danzig an einer internationalen Gedenkfeier teilnimmt, erklärte in einer Aussendung: "Dieser Tag erinnert aber auch an das Scheitern einer europäischen Politik, die damals noch nicht fähig war, die verheerenden Pläne eines Diktators zu erkennen und zu verhindern."

Kanzler Faymann erinnerte an die unbeschreiblichen Gräuel des Zweiten Weltkriegs und hielt in einer Presseerklärung fest: "Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der offizielle Beginn eines aggressiven und menschenverachtenden Krieges, der weit über 50 Millionen Menschen den Tod kostete. Was mit dem Niedergang der Demokratie im Inneren begonnen hat, das hat auf den Schlachtfeldern der Welt sowie in den Konzentrations- und Vernichtungslagern des Dritten Reiches eine bestialische Fortsetzung erfahren. Der Krieg und die industrielle Menschenvernichtung im Dritten Reich bleiben trotz vieler furchtbarer Geschehnisse in der Geschichte historisch ohne jeden Vergleich."

Den Nachkommen von Opfern und Verfolgten versprach Faymann, "den Anfängen zu wehren". Die Sicherung und Weiterentwicklung der Demokratie sowie die Fortsetzung des Friedensprojekts der Europäischen Geschichte sei nicht nur ein politisches Ziel, "sondern auch unsere Verpflichtung".

Van der Bellen: EU-Aufnahme der Balkanländer

Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, hat anlässlich des Weltkriegsbeginns am 1. September 1939 die Aufnahme der Balkan-Länder in die Europäische Union gefordert. "Die Aufnahme der Balkan-Länder muss noch erfolgen, um auch diesen Bereich Europas, in dem der Nationalismus vor kurzem noch zu ethnischen Säuberungen geführt hat, dauerhaft zu versöhnen", so Van der Bellen am Dienstag in einer Aussendung.

Der Schulunterricht dürfe sich nicht auf die Aufzählung von Fakten oder Jahreszahlen beschränken, sondern habe die Aufgabe, "die Gründe und Faktoren für die Nazi-Terrorherrschaft mit all ihren Folgen, sowie gesellschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen", forderte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas aus Anlass des 70. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen und des Beginns des Zweiten Weltkriegs.

(APA)

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