Türkische Säuberungen erreichen Fußballverband

Die türkische Fußballmannschaft bei der Europameisterschaft.
Die türkische Fußballmannschaft bei der Europameisterschaft.(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Der Fußballverband forderte alle Mitglieder auf, ihren Rücktritt einzureichen. Sie sollen nun "Sicherheitsüberprüfungen" unterzogen werden.

Die sogenannten Säuberungen nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei vor zwei Wochen haben auch den Fußball erreicht. Alle Vorsitzenden und Mitglieder des türkischen Fußballverbands wurden aufgefordert, wegen "Sicherheitsüberprüfungen" der Regierung ihren Rücktritt einzureichen, teilte der Verband am Sonntag mit.

Zudem habe der Verband Informationen über all seine Beschäftigten, Wettbewerbsorganisatoren und Mitglieder der elf angegliederten Ausschüsse an die relevanten staatlichen Institutionen weitergegeben. Bisher sind mehr als 60.000 Personen in Armee, Justiz, Verwaltung und Bildungssystem sowie im Medienbereich in Zusammenhang mit dem gescheiterten Putsch suspendiert, entlassen oder festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Mitarbeiter der Bewegung des Predigers Fetullah Gülen zu sein und einen Parallelstaat errichtet zu haben.

Verbindungen zu "Terrororganisationen" überprüft

Laut einem Bericht des Onlineportals "Sporx.com" hat die Leitung des Verbandes die Mitarbeiter vorher zum Rücktritt aufgefordert, da er selbst aufgrund der Statuten nicht befugt sei, Mitglieder der Ausschüsse zu entlassen. Zu den betroffenen Ausschüssen gehörten unter anderem der Disziplinar-, der Schiedsrichter- und der Anti-Doping-Ausschuss.

In einer Erklärung am Abend teilte der Verband mit, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien. Nur die Rücktritte jener Mitglieder, denen Verbindungen zu "Terrororganisationen" nachgewiesen werden könnten, würden angenommen. Alle anderen Mitglieder sollen demnach in ihr Amt zurückkehren.

Nun könne es auch zu Verschiebungen im Spielplan für die neue Saison kommen, schrieb das Portal weiter. Für den 13. August ist der Supercup zwischen Meister Besiktas und Galatasaray geplant. Eine Woche später soll die türkische Süper Lig starten, dort stehen mit Veli Kavlak (Besiktas), Muhammed Ildiz (Gaziantepspor) und Ümit Korkmaz (Caykur Rizespor) derzeit drei Österreicher unter Vertrag.

Weitere neun Putschisten verhaftet

In der Nacht auf Montag setzte die türkische Polizei weitere mutmaßliche Putschisten fest. Neun Männer, die den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei dem gescheiterten Putsch verhaften wollten, seien gefasst worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Männer seien von einem Anrainer in der südwesttürkischen Kleinstadt Ula entdeckt worden. Der Nachrichtensender CNN Türk berichtete von Schusswechseln zwischen ihnen und der Gendarmerie. Der Fernsehsender TRT sprach von zwei mutmaßlichen Putschisten, die noch auf der Flucht seien. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie ein Hubschrauber die Gegend absuchte.

Erdogan hatte sich in einem Hotel in der Küstenstadt Marmaris aufgehalten, als der Putschversuch am 15. Juli begann. Nach seiner Rückkehr nach Istanbul hatte der Präsident von einem Bombenangriff auf das Hotel gesprochen, der aber erst nach seiner Abreise stattgefunden habe.

(APA/dpa)

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