Dass eine Karriere in der Forschung auf viele Jungakademiker kaum attraktiv wirkt, offenbarte eine ungewöhnliche Podiumsdiskussion, bei der nicht die Referenten im Mittelpunkt standen, sondern das Publikum.
Wer bei einer Podiumsdiskussion nicht am Podium sitzt, sich aber dennoch in das Gespräch einbringen will, muss üblicherweise bis zum Schluss warten und darf sich in der anschließenden Publikumsrunde zu Wort melden, um eine Frage zu stellen. Nicht so in einer sogenannten Fishbowl-Diskussion. Hier bleibt ein Stuhl am Podium leer, damit jemand aus dem Publikum darauf Platz nehmen und auf Augenhöhe mit den Referenten diskutieren kann – bis er mit seinen Ausführungen fertig ist oder sich ein anderer Gast auf den Stuhl setzen will.
Ziel dieser Methode der Diskussionsführung ist es, die Debatte lebendig zu halten und das Publikum intensiver am Diskurs teilnehmen zu lassen – vorausgesetzt, das Publikum spielt mit. Ein Konzept, das am Mittwochnachmittag aufging, als der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) zur Diskussion zum Thema „Elfenbein vs. Baracke – Was erwartet junge Forschende im Alltag?“ in den Böglerhof lud.
Ellbogenmentalität und Druck
Dabei wurde deutlich, dass die Forschung in Österreich bei jungen Akademikern durchaus ein Image-Problem hat. So beklagte ein angehender Absolvent die Ellbogenmentalität in Forschungseinrichtungen und den enormen Druck, regelmäßig und als Erster in einer renommierten Zeitschrift zu publizieren. Dabei gerate die Forschung selbst, vor allem die Grundlagenforschung, oft in den Hintergrund und arte zum Wettbewerb der bekanntesten Professoren aus. Der Fokus liege „am Handeln und nicht am Denken“.
Darüber hinaus würden jungen Forschern im universitären Bereich kaum Zukunftsperspektiven geboten, wie eine weitere Studentin beklagte. Der Spruch „Forscher haben eine große Zukunft hinter sich“ komme nicht von ungefähr. Der weitere Weg sei selten „stabil genug“. Wiederum ein anderer Student kritisierte die mangelhafte Unterstützung von Doktoranden und jungen Forschern durch ihre Betreuer, weil in Österreich die Strukturen dafür fehlten.
Weder Doktortitel noch Professur
Dass man weder einen Doktortitel noch eine Professur an einer Universität brauche, um seriöse Forschung zu betreiben, betonte eine biomedizinische Analytikerin, die Jahre lang „mit einer Pipette im Labor gearbeitet“ habe. Forschung werde in der Bevölkerung fälschlicherweise oft ausschließlich mit dem akademischen Bereich assoziiert. Auch die Bedeutung von Kompetenzzentren abseits der Hochschulen für die Forschung wurde hervorgehoben.
Entscheidend sei, dass man sich ein realistisches Bild vom Beruf Forscher mache, meinte Silvia Ettl-Huber, Forschungsleiterin der Fachhochschule Burgenland und Geschäftsführerin der Forschung Burgenland: „Als Kind ist es nicht vorstellbar, was der Beruf Forscher bedeutet.“
Mentoren sollten schon auf der Masterebene sagen, dass die Karrierewege auf der Universität sehr hart sind, sagte Barbara Weitgruber, Sektionschefin im Wissenschaftsministerium. Einen solchen Mentor zu finden, sei aber angesichts der prekären Betreuungsverhältnisse an den Universitäten sehr schwierig, betonte Klemens Wassermann vom Austrian Institute of Technology (AIT), Er gewann 2013 den Wettbewerb „Falling Walls Lab“ mit seiner Idee, Bakterien im Blut mit Hilfe von Mikrofluiden und elektrischen Feldern nachzuweisen – was Zeit und Geld spart.
„Die Grundvoraussetzung dafür, in die Forschung zu gehen, sollte jedenfalls das Interesse sein, etwas Neues herauszufinden“, sagte Wassermann. „Obwohl es in Österreich ohnehin keiner macht, um Professor zu werden. So realistisch sind hier alle.“
Klappt es mit der Karriere an einer Universität nicht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen und sich außerhalb umsehen, empfahl Forschungsrat-Mitglied Klara Sekanina: „Es gibt viele Chancen und Pfade, wenn man diesen Weg in der Uni nicht weiter verfolgen will. Es ist eine spannende Welt da draußen, die aus Start-ups besteht.“