Papst sprach Mutter Teresa heilig

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Vor hunderttausenden Pilgern hat Papst Franziskus die albanische Ordensfrau Mutter Teresa heiliggesprochen. Im Vatikan gab es Pizza für die Armen.

Papst Franziskus hat die Ordensfrau Mutter Teresa heiliggesprochen. Der Pontifex verlas am Sonntag in einer feierlichen Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom die entsprechende Formel. Dazu versammelten sich am Sonntag hunderttausende Katholiken auf dem Petersplatz in Rom.

Die wievielte Heilige Mutter Teresa ist, lässt sich leider nicht sagen: Die Zahl der Heiligen ist nicht exakt bestimmbar. Lange kürten nämlich Bischöfe und Gemeinden zahllose Heilige, erst ab dem 10. Jh. zogen Päpste die Kompetenz an sich. Die Zeremonie zählt zu einem Höhepunkt des von Papst Franziskus ausgerufenen Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit. Die als "Engel der Armen" berühmt gewordene Friedensnobelpreisträgerin kann damit knapp 20 Jahre nach ihrem Tod in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden. 

Pizza für die Armen

Am Tag der Heiligsprechung der Friedensnobelpreisträgerin werden mehr als 1000 Obdachlose in der Aula Paul VI im Vatikan mit Pizza verköstigt, die von Papst Franziskus gespendet wird. Unter der Leitung eines Pizza-Bäckers aus Neapel, Vincenzo Staiano, der sich an mehreren Wohltätigkeitsprojekte beteiligte, wurden im Vatikan Öfen für die Pizza-Produktion aufgestellt. Dutzende Pizzabäcker aus Neapel beteiligen sich an der Initiative. "Wir wollen uns an der Barmherzigkeit Mutter Teresas ein Beispiel nehmen", berichteten die Initiatoren des Pizza-Tags im Vatikan.

Der Papst hob in seiner Predigt Mutter Teresas "Berufung zur Barmherzigkeit" hervor.
Der Papst hob in seiner Predigt Mutter Teresas "Berufung zur Barmherzigkeit" hervor.(c) AFP

Der Papst hob in seiner Predigt Mutter Teresas "Berufung zur Barmherzigkeit" hervor. "Mit dieser Berufung stellt jeder Jüngling Jesu sein Leben zur Verfügung, um täglich in der Liebe zu wachsen", sagte Franziskus. Er unterstrich die wertvolle Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer mit ihrer demütigen und bedingungslosen Arbeit für die Nächsten, die sich mit ihrem Handeln durch Mutter Teresa inspirieren ließen. "Wo eine Hand um Hilfe bittet, dort muss die Kirche sein, die unterstützt und Hoffnung verleiht", meinte der Papst.

In all ihrem Leben sei Mutter Teresa "freigiebige Spenderin der göttlichen Barmherzigkeit" gewesen. Sie habe das Menschenleben vom Anfang bis zum Ende verteidigt. "Sie hat sich um Kinder, sowie um Menschen gekümmert, die auf der Straße im Sterben lagen", so der Papst. Die Nonne habe die Mächtigen der Welt mit ihrer Verantwortungen gegenüber der Armut konfrontiert. "Barmherzigkeit war das Salz jeglicher Geste Mutter Teresas", betonte der Pontifex.

Die Mission der Nonne in den Stadtrandvierteln bleibe heute noch ein Zeugnis der Nähe Gottes zu den Armen. Mutter Teresa sei ein Beispiel von Heiligkeit für alle Gläubigen. "Ihre Heiligkeit ist uns so nahe, dass wir sie weiterhin Mutter Teresa nennen werden, auch wenn sie jetzt eine Heilige ist. Dank dieser unermüdlichen Dienerin der Barmherzigkeit begreifen wir, dass bedingungslose Liebe das Wesentliche ist", so Franziskus.

13 Staats- und Regierungschefs

Zu der feierlichen Heiligsprechung im Vatikan strömten seit dem frühen Sonntagmorgen Hunderttausende Pilger und zahlreiche internationale Delegationen. 13 Staats- und Regierungschefs werden sich an der Zeremonie beteiligen. Die Heiligsprechung gilt als eines der größten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus und gleichzeitig als ein Höhepunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das im November zu Ende geht.

3000 Soldaten eingesetzt

Zusätzliche 1000 Soldaten wurden in Rom für die Sicherheit des religiösen Groß-Events eingesetzt, teilte die Polizei in der italienischen Hauptstadt mit. 2000 Militärs sind ohnehin bereits in Sachen Sicherheit im Heiligen Jahr im Einsatz. Der Flugraum über Rom wurde am Sonntagvormittag gesperrt. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten das Gelände rund um den Vatikan.

Auch die Kontrollen vor den Basiliken in Rom wurden noch mehr verschärft. Beim Zugang zu den großen römischen Papstbasiliken wurden Besucher besonders gründlich kontrolliert. Zusammen mit Basiliken und Monumenten zählten Flughäfen, Bahnhöfe und U-Bahn-Stationen zu den "sensiblen Einrichtungen", die in Rom besonders bewacht werden.

Beschleunigtes Verfahren

Die Heiligsprechung ist eine der schnellsten in der jüngeren Kirchengeschichte. Ende 1998 setzte Papst Johannes Paul II. für Mutter Teresa das Kirchenrecht außer Kraft, wonach der Prozess zur Seligsprechung erst fünf Jahre nach dem Tod beginnen kann. Offiziell startete der Prozess im Juli 1999, im August 2001 wurde die erste Phase abgeschlossen. Die Seligsprechung im Oktober 2003 galt als Krönung der Feiern zum 25. Amtsjubiläum des Papstes, der Mutter Teresa außerordentlich schätzte.

Mutter Teresa wurde 1910 in einer albanischen Familie als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje, im heutigen Mazedonien, geboren. 1929 kam sie nach Kalkutta. Dort gründete die Nonne, die ihr Leben dem Dienst an den Ärmsten der Armen verschrieben hatte, 1950 den Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe". Ihr unermüdlicher Einsatz in den Slums der indischen Millionenstadt Kalkutta für Arme, Kranke und Heimatlose machte sie weltweit bekannt. 1971 bekam sie von Papst Johannes XXIII den Friedenspreis des Vatikan. 1979 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

(APA/Red.)

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