SPÖ bringt Erbschaftssteuer wieder in Diskussion

(c) BilderBox
  • Drucken

Der Umbau des Steuersystems, wie ihn Bundeskanzler Christian Kern plant, beinhaltet auch eine Erbschaftssteuer. Wirtschaftsexperten planen hohe Freibeträge und Sonderregelungen für Betriebe.

Wien. Für Familien ist es seit Anfang des Jahres Realität: Wer ein Haus oder eine Wohnung erbt, muss dafür tief in die Tasche greifen. Die Regierung nennt es Grunderwerbsteuer, tatsächlich ist es aber nichts anderes als eine Erbschafts- und Schenkungssteuer auf Immobilien. Für eine Wohnung oder ein Haus im Wert von 700.000 Euro muss man jetzt 14.750 Euro an Steuern bezahlen. Vor der Reform ist man noch mit ein paar hundert Euro davongekommen.

Geht es nach den Plänen von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern, der das Steuersystem umbauen will, wird künftig nicht nur bei Immobilien, sondern bei allen Erbschaften eine Steuer fällig. Denn die Wiedereinführung einer generellen Erbschafts- und Schenkungssteuer sei ebenfalls in den Reformplänen des Parteichefs enthalten, heißt es in der SPÖ.

Derzeit erarbeiten Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), auf deren Pläne Kern Bezug genommen hat, eine Steuerreform im Zuge ihres Forschungsprogramms „Österreich 2025“. Details daraus wollte Wifo-Expertin Margit Schratzenstaller im „Presse“-Gespräch nicht nennen. Sie betonte aber, dass eine Erbschaftssteuer „notwendig und richtig“ sei.

Als mögliches Modell nennt Schratzenstaller eines mit „hohen Freibeträgen“. Erst wenn diese Grenze überschritten ist, wäre die Steuer fällig. Unter Kern-Vorgänger Werner Faymann wurde immer wieder ein Freibetrag von einer Million Euro genannt (inklusive Immobilienvermögen).

In Deutschland orientieren sich die Freibeträge bei Erbschaften am Verwandtschaftsverhältnis, sie liegen zwischen 200.000 und 500.000 Euro. Alles, was diese Summen übersteigt, muss mit sieben bis 50 Prozent versteuert werden (wieder je nach Verwandtschaftsverhältnis und Wert der Erbschaft).

Für die Weitergabe von Unternehmen innerhalb der Familie sieht das Wifo-Modell Sonderregelungen vor. Welche genau, daran rechne man derzeit. Deshalb muss man vermutlich noch ein wenig auf detaillierte Kern-Pläne warten: Das Wifo wird sein Projekt „Österreich 2025“ erst gegen Ende des Jahres präsentieren. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2016)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.