Mehr als 150 Kärntner können nach den beiden schweren Murenabgängen in Afritz nicht in ihre Häuser zurück. Das große Aufräumen wird noch lang dauern. Immerhin droht vorerst kein weiterer starker Regen.
Wien/Afritz. Bis die Spuren der Verwüstung beseitigt sind, wird es noch Wochen dauern. Bis der Schock verarbeitet ist, wohl noch länger: Nach wie vor herrscht in der Kärntner Gemeinde Afritz im Bezirk Villach-Land, die von den jüngsten Unwettern besonders schwer getroffen wurde, Ausnahmezustand.
Innerhalb einer Woche wurde die Kärntner Gemeinde von gleich zwei schweren Murenabgängen heimgesucht, die den Ortsteil Kraa verwüstet haben: Von den 70 Häusern, die nach dem ersten Murenabgang in der Vorwoche evakuiert werden mussten, wurden 40 am Sonntag von der zweiten Mure erwischt, und zwar „noch schlimmer als beim ersten Mal“, wie der Bürgermeister, Maximilian Linder (FPÖ), zur „Presse“ sagt. Der Großteil ist immer noch unbewohnbar. Und auch jene Familien – insgesamt sind 163 Bewohner betroffen –, die schon wieder in ihre Häuser dürften, sind nicht alle wieder zurückgekehrt. „Viele trauen sich noch nicht zurück“, sagt Linder. „Sie sind traumatisiert.“ Die meisten Betroffenen sind bei Freunden oder Verwandten untergekommen, zwölf Menschen wohnen vorübergehend in einem Gasthof.
Nach und nach werden die Häuser von Schlamm- und Geröllmassen befreit und wieder freigegeben. Heute, Mittwoch, sollten wieder einige mehr zugänglich sein, sagt Bürgermeister Linder. Auch die Millstätter Bundesstraße (B98), die vom über die Ufer getretenen Tronitzer Bach verlegt war, sollte ab Mittwoch wieder befahrbar sein. Die Aufräumarbeiten sind am Laufen, auch wenn viele freiwillige Helfer der Feuerwehr nach mehr als einer Woche im Einsatz nicht länger am Arbeitsplatz fehlen können. Hilfe bekommen die rund 30 Feuerwehrleute vom Bundesheer, das bereits nach dem ersten Murenabgang zum Assistanzeinsatz gerufen wurde. Derzeit sind 70 Soldaten vom Pionierbataillon 1 aus Villach mit schwerem Gerät im Einsatz, um Geröll und Schlamm beiseitezuschaffen, weitere sollen noch dazukommen. Die Aufräumarbeiten der Vorwoche wurden von der zweiten Mure zur Gänze zunichtegemacht. Parallel zu den Aufräumarbeiten werden auch Schutzdämme errichtet, um weitere Hangrutschungen zu verhindern.
Der Sommer kehrt zurück
Weitere Unwetter sind in Kärnten – und auch im Rest Österreichs – nicht zu befürchten, im Gegenteil: Der Sommer kehrt – vielleicht ein letztes Mal – zurück. Schon ab heute, Mittwoch, sorgt das Hoch Johannes für sonniges Spätsommerwetter. Laut Wetterdienst Ubimet wird es im ganzen Land noch einmal sehr warm mit Temperaturen bis 30 Grad. Besonders warm wird es vom Weinviertel über Wien bis ins Burgenland: Hier könnte der Sommer sogar noch am Wochenende anhalten. (mpm/APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2016)