Nach dem Hurrikan droht Haiti eine Cholera-Katastrophe

Haiti nach dem Hurrikan.
Haiti nach dem Hurrikan.APA/AFP/RODRIGO ARANGUA
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Hilfsorganisationen warnen vor dem Ausbruch einer Cholera-Epidemie. Durch die Sturm-Verwüstungen haben sich die Hygienebedingungen im Land verschlechtert.

Selbst nachdem Hurrikan Matthew vergangene Woche eine Spur der Verwüstung und 1000 Tote auf Hait forderte, könnte der Wirbelsturm nun indirekt weitere Todesopfer fordern: In dem Inselstaat wächst die Angst vor einer erneuten Cholera-Epidemie. Das einzige Krankenhaus in der zerstörten Küstenstadt Port-Salut im Süden des Karibikstaats meldete am Sonntag seinen ersten Cholera-Toten. Acht weitere Patienten habe das Krankenhaus allein in den vergangenen Tagen aufgenommen, berichtete Direktor Stevenson Desravines.

Auch in anderen Gebieten im Süden Haitis gab es erste Cholera-Tote. "Matthew" hatte am vergangenen Dienstag die südliche Hälfte des bitterarmen Landes verwüstet, erst nach und nach wird das ganze Ausmaß der Zerstörung deutlich. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen der Hurrikan bei seinem Durchzug in den Tod riss.

Haiti hat sich bis heute noch nicht von dem verheerenden Erdbeben im Jänner 2010 erholt, bei dem rund 250.000 Menschen starben. Neun Monate später brach in dem Land die Cholera aus, offenbar wurde die Seuche von nepalesischen UNO-Blauhelmsoldaten eingeschleppt. Hunderttausende erkrankten seitdem, Tausende starben.

Perfekte Brutstätten für Erreger

Auch internationale Hilfsorganisationen warnten vor einer neuen Epidemie. "Überschwemmte Gebiete, Schlammlacken sowie die Leichen von Menschen und Tieren sind perfekte Brutstätten für den Erreger", sagte der Haiti-Vertreter des UNO-Kinderhilfswerks Unicef, Marc Vincent. "Jeder Tag ohne Abhilfe erhöht das Cholera-Risiko".

Nach Unicef-Angaben litt Haiti schon vorher unter schlechten Hygienebedingungen und einem Mangel an sauberem Wasser. Die Verwüstungen durch den Sturm hätten die Lage drastisch verschlimmert. Der Leiter des Krankenhauses von Port Salut, Desravines, klagte, auch nach Tagen müsse er sich weiter ohne Hilfe aus dem Ausland behelfen. "Wir brauchen dringend mehr Personal und Ausrüstung - vor allem Medikamente, Reinigungs- und Hygienemittel", sagte er.

(APA/dpa)

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