Thailand: Neuer König mit 40 Milliarden Dollar Startkapital

Kronprinz Maha Vajiralongkorn wird bald König von Thailand. Die Händler von Bangkok sind bereit.
Kronprinz Maha Vajiralongkorn wird bald König von Thailand. Die Händler von Bangkok sind bereit.(c) REUTERS (JORGE SILVA)
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Acht Wochen nach dem Tod von König Bhumibol beginnt die Militärjunta das Thronfolgeverfahren. Kronprinz Vajiralongkorn rückt an die Staatsspitze.

Bangkok. Eineinhalb Monate nach dem Tod des Ausnahmemonarchen Bhumibol Adulyadej bekommt Thailand einen neuen König. Den Beginn der neuen Ära konnten die Thailänder am Dienstag kurz vor Mittag live im Fernsehen miterleben: In einer Sondersitzung des von der Militärjunta eingesetzten Parlaments wurde die Thronfolge abgesegnet. Kronprinz Maha Vajiralongkorn soll demnach neuer König werden. Die Abgeordneten erhoben sich von ihren Plätzen und riefen: „Lang lebe der König.“
Der 64 Jahre alte Sohn des Mitte Oktober verstorbenen Königs Bhumibol steht damit unmittelbar vor der Thronbesteigung. Gemäß Verfassung muss er nur noch die Einladung zur Regentschaft offiziell annehmen, um zum Staatsoberhaupt des südostasiatschen Landes aufzusteigen. Dies könnte in den kommenden Tagen geschehen und gilt als reine Formalität. Im Internet äußerten sich viele Thailänder erfreut über Vajiralongkorns Aufstieg. „Lang lebe der König“ war der häufigste Begriff im sozialen Netzwerk Twitter.

Der Thron war nach dem Ende der 70-jährigen Regentschaft Bhumibols zunächst überraschend unbesetzt geblieben. Das Regime von Machthaber Prayuth Chan-ocha ließ ausrichten, Vajiralongkorn wolle erst zusammen mit den Thailändern trauern, bevor der Thronfolgeprozess starten soll. Mit der formellen Einladung an Vajiralongkorn, die Regentschaft zu übernehmen, endet nun die Unsicherheit über die Zukunft der Monarchie.

An Hotel Kempinski beteiligt

Debatten über das Königshaus sind in Thailand nur sehr eingeschränkt möglich. Es gilt ein strenges Majestätsbeleidigungsgesetz. Kritische Äußerungen über Mitglieder der Königsfamilie können mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Viele Gespräche und Berichte über die Monarchie sind infolgedessen von erheblicher Selbstzensur geprägt. Auf Basis des Majestätsbeleidigungsgesetzes nahmen die Behörden nach Bhumibols Tod mehr als ein Dutzend Personen fest.

Vajiralongkorn, der in den vergangenen Jahren viel Zeit in Bayern verbracht und zuletzt eine Villa am Starnberger See bewohnt hat, hat sich seit dem Tod seines Vaters noch nicht öffentlich geäußert. Mit seiner Thronbesteigung wird er zum zehnten König der bereits seit mehr als 230 Jahren regierenden Chakri-Dynastie. Vajiralongkorn besuchte als Knabe Privatschulen in Großbritannien und Australien, erhielt eine militärische Ausbildung und wurde in den 1980er-Jahren Kampfpilot. Die Leidenschaft zum Fliegen hat er immer noch: Thailands neuer König besitzt eine Lizenz für Passagiermaschinen und steuert seine Boeing 737 am liebsten selbst.
Die Militärjunta, die 2014 durch einen Putsch an die Macht kam, richtete vergangene Woche eine Massenveranstaltung aus, bei der Tausende Thailänder der Königsdynastie ewige Treue schworen. Thailand ist eine konstitutionelle Monarchie. Formell hat das Königshaus wenig politische Macht. Aufgrund ihres hohen Ansehens in der Bevölkerung übt die Königsfamilie aber großen gesellschaftlichen Einfluss aus.

Das Königshaus, das Beteiligungen an thailändischen Konzernen sowie der Hotelgruppe Kempinski hält, gilt als eine der wohlhabendsten Monarchien der Welt. Eine Studie aus dem Jahr 2014 schätzte den Wert des Vermögens auf über 40 Milliarden Dollar. Die feierliche Krönung des neuen Monarchen ist nach Angaben der Regierung frühestens Ende kommenden Jahres geplant. Zunächst soll die Trauerzeremonie für den verstorbenen König Bhumibol abgeschlossen werden. Seit seinem Tod gilt in Thailand eine einjährige Trauerphase. Im Jänner beginnt der Bau eines Pavillons, in dem der langjährige Monarch eingeäschert werden soll. Rund 8000 Menschen sollen an seinem Begräbnis teilnehmen.

Verschiebung der Wahlen?

Der Zeitpunkt der von der Militärregierung für Ende 2017 versprochenen Wahlen ist unterdessen fraglich. Der stellvertretende Regierungschef, Prawit Wongsuwon, räumte am Montag ein, er könne nicht garantieren, dass sich der Zeitplan einhalten lasse. Unmittelbar nach dem Tod Bhumibols hat Machthaber Prayuth zugesagt, die Trauerphase werde den Zeitpunkt der Wahlen nicht beeinflussen. Mithilfe einer im Sommer bei einem Referendum abgesegneten neuen Verfassung wird das Militär auch nach der Machtübergabe an eine zivile Regierung erheblichen Einfluss auf Thailands Politik behalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

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