Klaus: EU-Vertrag "nicht mehr zu stoppen"

FILE CZECH REPUBLIC LISBON TREATY PROTEST
FILE CZECH REPUBLIC LISBON TREATY PROTEST(c) EPA (Filip Singer)
  • Drucken

Als einziges Mitglied der Union hat Tschechien den Lissabon-Vertrag noch nicht ratifiziert. Präsident Klaus kritisiert den Vertrag, hält ein Inkrafttreten aber nicht für das "Ende der Geschichte".

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus will mit seiner Entscheidung hinsichtlich des EU-Reformvertrags nicht bis zu den britischen Parlamentswahlen (Frühjahr 2010, Anm.) warten. Dies bestätigte Klaus in einem Interview mit der tschechischen Tageszeitung "Lidove noviny" (Samstag-Ausgabe).

"Ich kann und werde nicht auf die britischen Wahlen warten. Man müsste sie in den nächsten Tagen oder Wochen abhalten", erklärte der EU-kritische Präsident, dessen Land als einziges EU-Mitglied noch nicht den Lissabon-Vertrag ratifiziert hat, weil die Unterschrift von Klaus fehlt.

Klaus reagierte auf die Frage hinsichtlich des im Sommer erhaltenen Briefes vom Chef der britischen Konservativen, David Cameron. Dieser hatte geschrieben, sollte Klaus mit seiner Unterschrift unter den EU-Reformvertrag bis zu den britischen Wahlen warten, würden die Konservativen nach ihrem erwarteten Sieg eine Volksabstimmung in Großbritannien zu dem Dokument durchsetzen. "Großbritannien wird offenbar seinen eigenen Weg suchen müssen, wohin und wie weiter. So wie es auch ich mache", betonte Klaus.

Der Präsident wiederholte in dem Interview seine Kritik am EU-Reformvertrag. Er betrachte ihn "nicht als gute Sache für Europa und Tschechische Republik".

"Der Zug mit ihm ist aber so schnell losgefahren und ist schon so weit, dass man ihn wohl nicht mehr stoppen oder zurückkehren kann, wie es sich viele wünschten. Ein eventuelles Inkrafttreten (des Vertrages) wird aber nicht das "Ende der Geschichte" bedeuten. Der Streit um die Freiheit und Demokratie in Europa wird bestimmt weiter gehen. Er muss weiter gehen, sonst stünde es sehr schlecht um uns", sagte Klaus weiter.

Der Präsident rechnet sonst damit, dass der tschechische Verfassungsgerichtshof bereits am 27. Oktober (Termin der öffentlichen Anhörung in Brünn, Anm.) eine Entscheidung hinsichtlich des Prüfantrags einer Gruppe von EU-kritischen Senatoren gegen den Lissabon-Vertrag fällen wird.

"Ich halte es für nicht wahrscheinlich. Eher gehe ich davon aus, dass es sich um den Tag handeln wird, an dem die Verhandlung über dieses Thema beginnen und nicht enden wird", so Klaus, der seine Entscheidung nicht vor dem Verdikt der Richter fällen will und kann.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

(c) EPA (Vassil Donev)
Europa

EU-Vertrag: Klaus will "irische Garantie"

Tschechiens Präsident verlangt von der EU eine Garantie-Erklärung wie sie Irland erhalten hat. Klaus Kritik am EU-Reformvertrag bleibt aufrecht: "Der Vertrag schafft die Grundattribute eines souveränen Staats ab".
Tschechen-Regierung: EU-Vertrag vereinbar mit Gesetzen
Europa

Tschechien: EU-Vertrag vereinbar mit Gesetzen

Die Prager Regierung formulierte die offizielle Position für den tschechischen Verfassungsgerichtshof. Dieser wird Ende Oktober prüfen, ob der EU-Reformvertrag mit den tschechischen Gesetzen vereinbar ist.
Werner Faymann
Europa

EU-Vertrag: Faymann gegen Klaus-Forderungen

Österreich und Ungarn appellieren an den tschechischen Präsidenten Klaus, den Lissabon-Vertrag bald zu unterschreiben. Klaus' Forderung nach einer Änderung des Vertrags lehnen sie ab.
Klaus: Unterschreibe EU-Vertrag nicht
Europa

Klaus: Unterschreibe EU-Vertrag nicht

Präsident Klaus verweigert seine Zustimmung zur EU-Reform. Er will nicht nur die Benes-Dekrete sichern, sondern auch den britischen Tories ein Referendum ermöglichen.
Vaclav Klaus
Europa

EU-Vertrag: Klaus will mit Unterschrift weiter warten

Der tschechische Präsident will erst unterschreiben, wenn er Garantien zu seiner Forderung hinsichtlich der Menschenrechtscharta erhält. Mit einer "vagen Deklaration" werde er sich nicht zufriedengeben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.