"Möglicherweise kommt es am Ende genau auf diese zwei, drei Prozent an", sagt der SPD-Kanzlerkandidat. Auch die FDP meint, vom "Schulz-Effekt" zu profitieren.
Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz erwartet bei der deutschen Bundestagswahl ein knappes Rennen zwischen ihm und Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU). "Über 20 Prozent der Wähler entscheiden sich erst in den letzten zehn Tagen, zwei bis drei Prozent erst unmittelbar am Wahltag", sagte Schulz den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag.
"Möglicherweise kommt es am Ende genau auf diese zwei, drei Prozent an." Seit der Ernennung des früheren Präsidenten des Europaparlaments zum SPD-Kanzlerkandidaten befinden sich die Sozialdemokraten in Meinungsumfragen im Aufwind und liegen teilweise vor der Union aus CDU und CSU. Schulz sagte dazu, für die "klassisch sozialdemokratischen Werte" wie Respekt, Toleranz und Zusammenhalt stünden viele, und die SPD zeige jetzt wieder, "dass sie an sich selbst glaubt". Deshalb stehe sie nun so gut da.
"Ich als Person gebe dem möglicherweise eine passende Stimme", sagte der Sozialdemokrat, der sich zuletzt für Korrekturen der umstrittenen Arbeitsmarktreform Agenda 2010 des früheren SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder ausgesprochen hatte. Diese Äußerungen und die derzeitigen Umfragewerte der SPD lassen bei Linken und Grünen die Hoffnung auf ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis nach der Wahl im September steigen.
FDP: Wahlkampf zwischen Merkel und Schulz überzeugt nicht
Der CDU-Politiker Jens Spahn begrüßte die Entwicklungen in den Meinungsumfragen. "Es wird wieder spannend. Und ich finde, das ist gut", sagte er dem "Deutschlandfunk". Die SPD sei aus ihrer politischen, "fast zehn Jahre langen Depression" herausgekommen. Union und SPD fingen an, "sich wieder stärker zu entscheiden und wieder ein spannenderes Rennen daraus zu machen", fügte der Finanzstaatssekretär hinzu.
Auch die FDP beobachtet einen "Schulz-Effekt": Die deutschen Liberalen zählten seit dessen Nominierung zum Kanzlerkandidaten 1400 Neumitglieder, wie die Zeitung "Bild am Sonntag" berichtete. Damit stieg die Zahl der FDP-Mitglieder seit dem 24. Jänner auf mehr als 55.000.
"Ein Wahlkampf zwischen dem französisch-linken Schulz und einer erschöpften Merkel überzeugt viele nicht", sagte FDP-Chef Christian Lindner dazu. "Die weltoffene, ungeduldige und vernünftige Mitte kommt verstärkt zu uns."
(APA/AFP)