Der Innenminister zeigt sich verärgert über kritische Stimmen aus der (Wiener) SPÖ: "Der Rechtsstaat, dem man auf der Nase herumtrampelt, ist kein Rechtsstaat."
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) wirft der SPÖ beim Fremdenrechtspaket ein "perfides Spiel" vor. Am Verhandlungstisch würden Maßnahmen beschlossen, "drinnen halten sie, und wenn sie draußen sind, sind sie gleich wieder dagegen", sagte Sobotka am Mittwoch beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau.
Nach dem SPÖ-ÖVP-Beschluss im Ministerrat am Dienstag, haben etliche SPÖ-Vertreter, darunter der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, die Verschärfungen im Fremdenrecht abgelehnt, zu der unter anderem die Streichung der Grundversorgung für abgewiesene Asylwerber gehört. Vor allem in der Wiener SPÖ gibt es offenbar heftigen Widerstand gegen die Maßnahmen.
"SPÖ muss wissen, auf welcher Seite sie steht"
"Die SPÖ muss wissen, auf welcher Seite sie steht. Der Rechtsstaat, dem man auf der Nase herumtrampelt, ist kein Rechtsstaat", sagte Sobotka in Passau vor österreichischen Journalisten. "Was würde eine Frau Frauenberger sagen, wenn jeden Tage einfach jemand in ihre Wohnung oder in ihren Garten kommt und sagt, da gefällt es mir, da bleibe ich. Würde sie den jeden Tag verköstigen", so Sobotka in Richtung der Wiener SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger, die ebenfalls zu den Kritikern des Fremdenrechtspakets gehört.
Von Ausreise bis Visum: Das Fremdenrechtspaket im Detail
"Legale und reguläre Einwanderung ja, aber nicht irregulär", so der Innenminister. Sonst werde der "Rechtsstaat auf den Kopf gestellt". Es müsse eine klare Perspektive geben, wieder zurückkehren zu müssen, wenn die Gerichte dies entscheiden.
Seinen deutschen Parteikollegen empfahl Sobotka beim Politischen Aschermittwoch der CSU die Einführung einer Obergrenze für Flüchtlinge. "Die ist absolut notwendig." Politische Maßnahmen zur Eindämmung der Zuwanderung seien mit den Sozialdemokraten aber "nicht leicht durchzubringen", erklärte Sobotka. "Die Sozi winden sich und drehen sich", so die Erfahrung des ÖVP-Minister.
Der Innenminister präsentiert eine Strategie für die kommenden drei Jahre. Er fordert ein eigenes Sicherheitskabinett - und nutzt die Gelegenheit, um für sich und seine Pläne zu werben.
Um das Thema Sicherheit ist ein Mehrfrontenkampf in der Koalition ausgebrochen. SPÖ und ÖVP lizitieren einander nach oben. Innenminister Sobotka hat jetzt sogar eine Sicherheitsdoktrin vorgestellt. Klingt ziemlich militärisch für einen Polizei-Ressortchef.
Rechtskräftig abgelehnte Asylwerber müssen das Land verlassen, sonst drohen laut neuem Fremdenrechtspaket Strafen, der Entzug der Grundversorgung und die Anhaltung in Rückkehrzentren.