Bei ihrem ersten Treffen gaben sich Xi und Trump trotz aller Differenzen betont herzlich. Doch einige Beobachter in Washington interpretieren die US-Attacke in Syrien auch als Botschaft an Peking.
Mar-a-Lago. Eigentlich hätte es das mediale Großereignis der bisherigen Trump-Präsidentschaft werden sollen: Doch die US-Militärschläge in Syrien stellten Trumps gestriges Mittagessen mit seinem rivalisierenden Giganten in der Weltpolitik – Chinas Staatschef Xi Jinping – in den Schatten. Und so wurde die bereits sehr lange Liste an komplexen und kontroversiellen Gesprächsthemen nun auch um Syrien bereichert.
Trump hatte bis kurz vor dem Treffen China wegen dessen Handel- und Außenpolitik aufs Schärfste attackiert. Nach einem gemeinsamen Luxusdinner samt Ehefrauen in Trumps nobler Florida-Residenz wurden aber schon ganz andere Töne angeschlagen: „Wir haben eine Freundschaft entwickelt. Langfristig wird das eine großartige Beziehung. Ich freue mich schon sehr darauf“, schwärmte der US-Präsident. Auch Xi plädierte für mehr Kooperationen mit Washington, etwa bei Investitionen, Infrastruktur und Energie: „Wir haben Tausend Gründe für gute Beziehungen.“
Vor dem Beginn einer großen Freundschaft müssen die beiden konkurrierenden Weltmächte erst eine lange Reihe an Kontroversen klären: Spaltpilze sind vor allem Chinas Handelspolitik (Trump will sich mit Strafzöllen gegen billige China-Importe wehren und hat somit die Gefahr eines Handelskriegs heraufbeschworen), Pekings aggressive Expansionspolitik im Südchinesischen Meer und besonders die Atomkrise mit China-Schützling Nordkorea. Gegen Pjöngjang hat Washington sogar Präventivmilitärschläge nicht ausgeschlossen. Trump legte China nahe, den Druck auf das stalinistische Land zu erhöhen. Peking blockiert aus Gründen interner Stabilität Maßnahmen, die das Überleben des totalitären Regimes in Pjöngjang gefährden könnten.
Noch vor dem Treffen am Freitag zeichnete sich ab, dass bei all diesen Disputen keine konkreten Ergebnisse zu erwarten waren. Den beiden Politikern ging es in Florida vor allem um ein erstes Abtasten und um etwas Eigenwerbung beim heimischen Publikum, das man mit medienwirksamen Worten beeindrucken wollte. Trump nahm auch eine Einladung nach China freudig an.
Trump, ein Mann der Tat
Allerdings ist es für Beobachter in Washington kein Zufall, dass der US-Militärschlag in Syrien während des Xi-Besuchs stattfand: „Natürlich war China nicht der Hauptgrund für die Attacke. Aber ganz offensichtlich gab es keine Hemmungen, just während des Treffens Syrien anzugreifen“, sagt David Dollar von der Brookings Institution dem TV-Sender CNBC. „Das ist ganz klar eine Botschaft an Xi Jinping: ,Seht, was wir Amerikaner bereit wären, auch in Nordkorea zu tun‘, wird damit impliziert.“ Auch dadurch solle der Druck auf China erhöht werden, schärfer gegen Nordkorea vorzugehen.
Daheim kann Trump sich nun brüsten, ein Mann der Tat zu sein. Vor allem die staatlich kontrollierte chinesische Presse hat vor dem Gipfel geätzt, hinter Trumps Drohungen stecke nur heiße Luft. (basta)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2017)