Bischöfe machen gegen "Homo-Ehe" mobil

Kardinal Christoph Schoenborn (l.) und Weihbischof Stephan Turnovszky waehrend der Bischofsweihe
Kardinal Christoph Schoenborn (l.) und Weihbischof Stephan Turnovszky waehrend der Bischofsweihe(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Kardinal Christoph Schönborn spricht von "unabsehbaren Folgen für die ganze Gesellschaft", sollte der Gesetzesentwurf über die "Eingetragene Partnerschaft" für homosexuelle Paare im Parlament beschlossen werden.

WIEN (ewi). Kardinal Christoph Schönborn spricht von „unabsehbaren Folgen für die ganze Gesellschaft“, sollte der Gesetzesentwurf über die „Eingetragene Partnerschaft“ für homosexuelle Paare im Parlament beschlossen werden. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz richtete er an die Abgeordneten den Appell, nicht nach einem vorgegebenen Klubzwang, sondern gemäß ihrem eigenen Gewissen abzustimmen. Das Gesetz sei „weder angebracht noch notwendig, weil die bestehenden zivilrechtlichen Bestimmungen bereits die entsprechenden Sicherheiten gewähren“. Dabei bewertet Schönborn noch positiv, dass keine Gleichstellung homosexueller Beziehungen mit der Ehe vorgesehen ist.

Die Homosexuelleninitiative Hosi Wien reagierte mit Empörung auf Schönborns Aussagen. Zudem demonstrierten Freitagnachmittag Homosexuelle vor dem Bundeskanzleramt für die völlige Gleichstellung der „Eingetragenen Partnerschaft“ mit der Ehe, auch das (nicht vorgesehene) Adoptionsrecht wird verlangt. Kommenden Dienstag soll der Gesetzesentwurf im Ministerrat beschlossen werden. Innerhalb der Bundesregierung besteht noch Uneinigkeit über die Frage, ob die Homosexuellenpartnerschaft wie die Ehe im Standesamt (SPÖ-Wunsch) oder in der Bezirksbehörde (ÖVP-Version und Gesetzesvorlage) geschlossen werden soll.

Auch die von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) beabsichtigte rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ wurde in der am Donnerstag abgeschlossenen Herbsttagung der Bischofskonferenz entschieden abgelehnt. Im Juni 2010 will die katholische Kirche in einer „Woche für das Leben“ gegen die Abtreibung und die „Pille danach“ mobil machen. Ebenfalls ein Thema in der Bischofskonferenz: das Kreuzurteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. „Man fühlt sich ein wenig erinnert an totalitäre Systeme im 20. Jahrhundert“, sagt Schönborn, der in dem radikalen Laizismus eine Feindseligkeit gegen die Kirche ortet.

Verständnis für Uni-Proteste

Für die Studentenproteste an den Universitäten äußert Kardinal Schönborn Verständnis: „Es sind ganz verständliche Reaktionen auf die sehr schwierigen Bedingungen der Massenuniversität.“ Außerdem werde dabei ein „Symptom der Bildungskrise“ sichtbar, nämlich das „Kernproblem der Ökonomisierung des Bildungswesens“. Die aktuellen Uni-Proteste seien daher auch eine Chance, über die Entwicklung des Bildungskonzepts in Europa nachzudenken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2009)

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