Der neue ÖVP-Chef überlässt wirklich nichts dem Zufall: Über die Jahre hat er sich ein ansehnliches Netzwerk an Wirtschaftstreibenden aufgebaut, mit denen er sich gern austauscht. Parallelen zu Wolfgang Schüssel sind unverkennbar.
Die ominösen „Österreich-Gespräche“: Den ganzen Sommer über will der designierte ÖVP-Chef Sebastian Kurz wöchentlich ein oder zwei Firmenbesuche absolvieren. Also war er am Dienstag bei einer Tischlerei im Weinviertel, um über Steuersenkungen zu plaudern. Nächste Woche ist das Thema „Soziales“ dran, eine Woche später ist es der Tourismus. Wahlkampf, ja. Und Sebastian Kurz ist emsig dabei, sein wirtschaftspolitisches Profil zu schärfen. Da hat er zweifellos eine Flanke offen: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist in der Hinsicht keine große Gefahr, aber SPÖ-Gegner Christian Kern? Der hat immerhin Jahrzehnte an Managementerfahrung beim Stromkonzern Verbund und bei den ÖBB vorzuweisen. Sebastian Kurz kann da nicht mithalten. Aber es wäre nicht Kurz, hätte er nicht auch da minutiös vorgeplant: Über die Jahre hat er sich also ein recht ansehnliches Reservoir an Wirtschaftstreibenden geschaffen, mit denen er sich mehr oder wenigerregelmäßig austauscht.
Klar: Für Wirtschafts- und Sozialfragen hat Kurz die Politische Akademie, die Bildungseinrichtung der ÖVP, als Think Tank. Und auch das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria, das hauptsächlich von der Industriellenvereinigung finanziert wird, liefert ihm Input. Aber es geht halt nichts über persönliche Netzwerke. Möglichst weit verzweigte, natürlich.