Eine Blitzprüfung der Nationalbank bescherte der maroden Kärntner Hypo hunderte Millionen an Steuergeld. Mehr Sorgfalt ist angebracht. Gerade einmal vier DIN-A4-Seiten benötigten die Prüfer der Oesterreichischen Nationalbank für ihr Gutachten.
Gerade einmal vier DIN-A4-Seiten benötigten die Prüfer der Oesterreichischen Nationalbank für ihr Gutachten, das der maroden Kärntner Hypo Alpe Adria letztlich zu 900 Millionen Euro Staatshilfe verholfen hatte. Zugegeben, die Zeit war knapp bemessen. In fünf Tagen mussten die heimischen Notenbanker damals jede Bank prüfen, die um Staatsgeld angesucht hatte. Viel Arbeit, mitten in der Vorweihnachtszeit.
Doch was im „Gutachten“ aus dem vergangenen Dezember zu lesen ist, grenzt an die Verleugnung der eigenen Aufgabe. Weitgehend kritiklos wird da die hoffnungsfrohe Reklame der Hypo-Aufsichtsräte niedergeschrieben. Nach 520 Mio. Euro Verlust im Vorjahr hätten es demnach heuer 225 Mio. Euro Gewinn werden sollen. Eine schöne Sache, keinerlei Bedenken angebracht. Schade nur, dass sich die Realität nicht daran halten will. Tatsächlich droht der Kärntner Bank über eine Mrd. Euro Verlust. Wenn sie überhaupt genügend Geld auftreibt, um noch eine Bilanz legen zu können.
Zu Recht klagt die Nationalbank über fehlende Kompetenzen: Ein Teil der riskanten Geschäfte waren in einer kroatischen Leasingfirma versteckt, die sie nicht prüfen durfte. Zu Recht klagt sie über Zeitdruck. Dennoch: Die Notenbank kennt die Hypo nicht erst seit jenen fünf Tagen, hat die riskante Expansion mitverfolgt. Eine kritische und gewissenhafte Prüfung ist da das Mindeste, was verlangt werden kann. Auch wenn es einmal schneller gehen muss, darf es niemals heißen: Augen zu und durch! Bericht S. 15
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2009)