Bilder, die angeblich einen Kindergarten in Liesing zeigen, stammen in Wahrheit von einer Feier des Islamischen Zentrums in Floridsdorf.
"Fotobeweise aus Wien“ schrieb die „Krone“ online am Samstag und gedruckt in der Sonntagsausgabe. „Kopftuch, Radikalisierung Alltag in Kindergärten“ lautete dann die Schlagzeile. Gezeigt wurden Fotos von Mädchen mit Kopftuch, die von einem „Krone“-Leser in einem Kindergarten in Liesing gemacht worden sein sollen. Sie werden als Beleg dafür angeführt, „was in vielen der 150 islamischen Kindergärten in Wien extrem falsch läuft“, stand im Vorspann des Berichts.
Allein, die angeblich in einem namentlich nicht näher genannten Liesinger Kindergarten gemachten Bilder, stammen wohl gar nicht von dort. Sie liegen in einer öffentlich zugänglichen Fotogalerie des Islamischen Zentrums Wien – der Moschee am Bruckhaufen in Floridsdorf. „Die Fotos sind letztes Jahr bei unserem Sommerfest entstanden“, schreibt Valerie Mussa, eine Mitarbeiterin des Zentrums. „Man sieht eine Gruppe jugendlicher Mädchen (sie sind alle 9 bis 13 Jahre alt), die auf der Bühne Qu'ran rezitieren und ein Nasheed (islamisches Lied, Anm.) zu den islamischen Monaten singen.“ Auf dem Titelbild des "Krone"-Artikels lässt sich auf der linken Seite auch noch ein Teil eines Wasserzeichens des Islamischen Zentrums erkennen - der Bereich des Originals wurde hier zugeschnitten. Und mit ihm ein weiteres Mädchen, das auf dem Krone-Titelbild nicht mehr zu sehen ist.

Mädchen ohne Kopftuch
Auf der Website sind auch zahlreiche Fotos zu sehen, die Mädchen ohne Kopftuch zeigen – und zum Teil auch mit Wolken, Regenbogen und Sternen im Gesicht geschminkt. „Wenn man sich die anderen Bilder des Fests anschaut, sieht man auch, dass der Großteil der Mädchen nur für diesen Teil (der Veranstaltung, Anm.) ein Kopftuch trugen“, so Valerie Mussa. Weiters zu sehen sind Fotos von Kindern beim Sackhüpfen, Seilziehen und bei diversen Spielen, unter anderem mit einem als Tier verkleideten Menschen. Und Gruppenfotos von Kindern und Jugendlichen – viele davon ohne Kopftuch.

„Deutsch wird kaum gesprochen, selbst ganz kleine Mädchen müssen bereits das Kopftuch tragen. Vollverschleierte Mütter bringen die Kleinen in diesen Kindergarten. Da findet keine Integration, sondern Abspaltung von unserer Kultur statt“, wird der Leser, der der "Krone" die angeblich aus dem Kindergarten stammenden Fotos zukommen ließ, in dem Bericht zitiert.
Kronen Zeitung: "Korrekte Geschichte"
Der Autor des Artikels, Richard Schmitt, bleibt auf Nachfrage der "Presse" dabei, dass es sich um eine korrekte Geschichte handelt. Er habe die Fotos von einer sehr guten Quelle bekommen. Und es werde auch weitere Fotos dazu geben, kündigte er an.
Der Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi zeigt sich empört über den Vorfall: "Es zeigt, wie heute Hetze betrieben wird. Mit Fake News und ohne Recherche."
>> Fotos Kinder und Familienfest 2016
