Auch die Wirtschaftskammer protestiert.
Wien. Die SPÖ will weniger Gastronomie auf Wiens Märkten – die ÖVP eher mehr. Wie „Die Presse“ berichtete, dürfen neue Lebensmittelstände seit 1. Juli keine sogenannten Nebenrechte mehr ausüben – das heißt, auf acht Plätzen Essen und Trinken servieren. Man wolle den Wildwuchs an Gastronomie eindämmen, heißt es von der zuständigen Stadträtin, Ulli Sima (SPÖ).
Wiens ÖVP-Chef, Gernot Blümel, versteht die Maßnahme nicht: „Im Mittelalter waren Märkte reine Handelsmeilen, heute sind sie Grätzelzentren und Plätze der Lebensqualität – warum wieder ins Mittelalter zurückkehren?“ Viele Lebensmittelstände könnten nicht überleben, wenn sie nicht die kleinen Gastronomiebetriebe anbieten könnten. „Man sieht, die Nachfrage ist groß, warum also nicht eine Liberalisierung“, sagt Blümel. Er würde sogar noch mehr Sitzplätze erlauben, plädiert für längere Öffnungszeiten und weniger Regeln. Außerdem fordert er auch für Außenbezirke und Stadtentwicklungsgebiete Märkte. „Der Bedarf ist groß, aber getan wird wenig.“
Wirtschaftskammer-Kritik
„Es kann nicht sein, dass Lebensmittelhändler jetzt dafür büßen müssen, dass die Gemeinde es jahrelang verabsäumt hat, die Vergabe der Marktstände nach Branchenausgewogenheit zu organisieren“, sagt Margarete Gumprecht, Obfrau des Wiener Lebensmittelhandels. Die Erhaltung der Vielfalt der Märkte sei wichtig für die Bevölkerung und die vielen Touristen der Stadt – die Nebenrechte seien dafür essenziell. „Denn wer sich eine warme Leberkässemmel bei einem Lebensmittelstand kauft, sollte diese dort auch essen dürfen.“ (ath)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2017)