Bayern: U-Ausschuss zu Hypo-Verkauf an BayernLB

Die Zentrale der Bayern LB in Muenchen, aufgenommen am 1. Dezember 2008. Die Bayerische Lan
Die Zentrale der Bayern LB in Muenchen, aufgenommen am 1. Dezember 2008. Die Bayerische Lan(c) AP (Uwe Lein)
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Während die Münchner Staatsanwalt bereits die Zusammenhänge des Verkaufs der Kärntner Hypo Alpe Adria Group untersucht, fordert die Opposition in Bayern ebenfalls eine Untersuchung.

Die Opposition im bayerischen Landtag will in einem bereits beantragten parlamentarischen Untersuchungsausschuss den Kauf der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) durch die Bayerische Landesbank (BayernLB) lückenlos aufarbeiten. Der Untersuchungsausschuss werde mindestens ein bis eineinhalb Jahre dauern, sagte die Haushaltsexpertin der SPD im bayerischen Landtag, Adelheid Rupp, am Dienstag in München. Um die Vorgänge "von den ersten Anbahnungsgesprächen" bis zum heutigen Tag aufzuklären, werde man versuchen, Aktenmaterial aus dem früheren Kärntner Untersuchungsausschuss zur HGAA beizuziehen.

Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen den ehemaligen BayernLB-Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt wegen des Verdachts der Untreue. 2007 hatte die BayernLB zunächst 50 Prozent der HGAA-Anteile plus eine Aktie für 1,69 Milliarden Euro übernommen. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Kaufpreis wissentlich zu hoch angesetzt war. Inzwischen mussten die dem Freistaat Bayern gehörende Landesbank wiederholt erhebliche Kapitalmittel zur HGAA transferieren, um deren Schieflage auszugleichen.

Kritik an Finanzminister

Rupp kritisierte in diesem Zusammenhang den amtierenden bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU). Er hätte bereits tätig werden müssen, als die EU-Kommission in einem Bericht vom Mai dieses Jahres Zweifel an der Sanierbarkeit der HGAA angemeldet hatte. Beihilfe darf nach europäischer Rechtslage Banken nur gewährt werden, wenn es sich um in Kern gesunde Bankinstitute handelt. Besonderen Wert legt die bayerische Landtags-Opposition auf die Aufklärung der Rolle, die der Fondsmanager und zeitweilige HGAA-Chef Tilo Berlin bei der Übernahme durch die BayernLB gespielt hat. Nach wie vor wisse man nicht, wer hinter dem von Berlin gemanagten Fonds stehe, der an dem Verkauf eines Aktienpaktes von 9,09 Prozent an der HGAA offenbar gut verdient habe, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Inge Aures, die der ständigen Landesbank-Kontrollkommission des bayerischen Landtags angehört.

Großes Interesse bringt die Landtagsopposition auch zwei Wertgutachten der österreichischen Verkäuferseite zur HGAA entgegen, aus denen sich eine gegenüber dem späteren Kaufpreis niedrigere Bewertung ergeben soll. Die Landtags-SPD will sich jetzt mit den Oppositions-Fraktionen der Grünen und Freien Wähler über den konkreten Fragenkatalog verständigen.

U-Ausschuss Ende Jänner

Ende Jänner 2010, schätzt Rupp, könnte der Untersuchungsausschuss tatsächlich eingesetzt werden. Auch die Regierungsfraktionen CSU und FDP unterstützen nach eigenen Angaben das Vorhaben, Licht in den skandalumwitterten Kauf der HGAA zu bringen. Die Abgeordnete Aures kritisierte die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Bayern und Österreich zum Fall der HGAA. Es sei "fast entwürdigend", wie der Schwarze Peter zwischen Bayern und Österreich hin- und hergeschoben werde, sagte die SPD-Politikerin.

Weitere Finanzspritzen wollen derzeit weder die Bundesregierung in Wien noch die Staatsregierung in München der HGAA gewähren. Der Untersuchungsausschuss müsse auch klären, ob es der Wahrheit entspreche, dass das Land Kärnten einen Verkauf oder eine Liquidation der HGAA immer noch unterbinden könne, obwohl die BayernLB inzwischen 67 Prozent der HGAA-Anteile halte, sagte Rupp und fragte: "Wer hat so etwas ausgehandelt?".

(APA)

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