Bis vor wenigen Wochen waren die Spielerinnen der Frauenfußballnationalmannschaft nur einer Minderheit in Österreich ein Begriff.
Ihren allerersten Auftritt bei einer EM-Endrunde und zur ORF-Primetime haben die ÖFB-Frauen mit leidenschaftlichen und disziplinierten Leistungen genutzt, der Lohn nach zwei Spielen sind vier Punkte, allerbeste Chancen auf das Viertelfinale und die eroberten Herzen vieler Zuschauer.
Die Gemütslage des rot-weiß-roten Sportfans schwankt bekanntlich zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, doch genau in dieses Schema lässt sich die ÖFB-Mannschaft von Dominik Thalhammer nicht pressen. Die Zielsetzungen und Analysen des ehemaligen Admira-Trainers taugen zwar kaum für Schlagzeilen, bieten aber einen profunden Einblick in die für manche allzu fremde Denkweise. Entwicklungsprozesse stehen für den 46-Jährigen im Vordergrund, das hat er in den vergangenen sechs Jahren seiner Amtszeit betont und tut es auch jetzt, mit dem Aufstieg vor Augen. Die bescheidenen Ansagen im Vorfeld mögen rückblickend wie Understatement klingen, doch Thalhammer und seine Spielerinnen lassen eben statt großer Worte lieber Taten sprechen.
Begleiten wir sie also gegen Island auf dem nächsten Schritt ihres bodenständigen Weges; dass dieser ins Viertelfinale führt, scheint ob des bisher Gezeigten gewiss. Die Euphorie ist in der Zuschauerrolle bestens aufgehoben – vor dem Fernseher oder künftig noch besser im Stadion selbst.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2017)