Die Subprime-Krise erklärt auch die Panik ab 2010. Aber wegen der Fehler im System hätte es in der Eurozone früher oder später auf jeden Fall gekracht.
Wien. Erst schwappte die Finanzkrise über den Atlantik, dann brach die Eurokrise über uns herein. Erst Ursache, dann Wirkung? Bis heute hört man oft, nicht nur am Stammtisch: Wir Europäer mussten ausbaden, was uns die Amerikaner eingebrockt haben. Aber stimmt das? Wäre uns ohne die US-Subprime-Krise ein wirtschaftlich verlorenes Jahrzehnt erspart geblieben?
„Über kurz oder lang sicher nicht!“, ist Mathias Doll überzeugt. Für den Ökonomen vom Münchner IFO-Institut war die Finanzkrise nur ein „Auslöser, der die Schwächen im System zutage gefördert hat“ – nämlich in den Strukturen der Eurozone. Seine Kollegin Dorothea Schäfer vom DIW in Berlin sieht es anders: „Natürlich war die Finanzkrise ursächlich für die Eurokrise!“ Einen Korrekturbedarf habe es zwar gegeben, „die Blüte der Südländer wäre einmal zu Ende gegangen“. Aber das hätte nur ein „Konjunkturtief“ mit einer recht sanften Landung ergeben. Erst der Virus, der auf dem Finanzmarkt grassierte, „potenzierte die Fliehkräfte“ in Europa. Damit ist die Bandbreite der möglichen Antworten abgesteckt. Und wir müssen die Lupe nehmen, um klarer zu sehen.