Die Botschafterin der Schweiz in Teheran wurde am Wochenende ins iranische Außenamt zitiert. Das Votum gegen den Bau neuer Minarette schüre eine "krankhafte Furcht vor dem Islam und Vorurteile".
TEHERAN (ag). In der islamischen Welt wächst die Kritik an der Schweizer Volksabstimmung über ein Minarettverbot. Die Botschafterin der Schweiz in Teheran wurde am Wochenende ins iranische Außenamt zitiert. Das Votum gegen den Bau neuer Minarette schüre eine „krankhafte Furcht vor dem Islam und Vorurteile gegen Fremde in Europa“, wurde dort der Botschafterin laut iranischer Nachrichtenagentur Irna mitgeteilt. Die Spannungen zwischen Islam und Christentum würden dadurch verschärft.
Zudem übte Irans Außenminister Manouchehr Mottaki in einem Telefonat mit der Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey heftige Kritik. Das Minarettreferendum hätte in einem Land, das für sich beansprucht, Demokratie und Menschenrechte zu respektieren, niemals erlaubt werden dürfen, sagte Mottaki. „Religiöse Werte sollten niemals Gegenstand eines Referendums sein.“ Für Muslime in aller Welt sei das Ansehen der Schweiz als fortschrittliches Land beschädigt worden.
Arbeitsverbot für Journalisten
Im Iran selbst setzte das Regime unterdessen neue Schritte gegen die Opposition. Um zu verhindern, dass über neue Proteste zum Tag der Studenten kommende Woche berichtet werden kann, hat das Regime ein dreitägiges Arbeitsverbot für ausländische Medien verhängt. Ein Vertreter des Telekommunikationsministeriums teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass der Internetzugang am Montag deaktiviert werde.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2009)