Die Menschen hinter den Kampagnen

Robert Luschnik: Über einen, der schon immer da war

Wahlkampfleiter Robert Luschnik.
Wahlkampfleiter Robert Luschnik.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit den 1990er-Jahren arbeitet der nun 50-jährige Jurist schon für die Grünen. Die Rolle als Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter ist allerdings neu für ihn.

Wenn man so will, lassen sich einige Parallelen zwischen dem Leben als Berufsmusiker und einer Karriere in der Politik ziehen. Da wäre eine Portion Leidenschaft als Voraussetzung zum Beispiel. Im Idealfall auch Talent. Und die Bereitschaft, in einer unsicheren Branche zu arbeiten.

Robert Luschnik kennt beide Bereiche, Musik und Politik. Zwei Jahre lang arbeitete der jetzige grüne Bundesgeschäftsführer als Profigitarrist, bei Musicals, Bands und im Studio. „Es hat viel Spaß gemacht“, sagt er. Aber: „Man kann nicht immer die Musik machen, die man möchte. Es muss auch kommerziell sein, um davon leben zu können.“ Irgendwann habe er sich gedacht: „Das will ich nicht bis zur Pension machen.“

Über sein Studium, genauer gesagt seine Magisterarbeit in Rechtswissenschaften zum Umweltinformationsgesetz, kam er zu den Grünen. Und ist es geblieben. Jetzt muss der 50-jährige Steirer sozusagen versuchen, die Grünen „kommerziell“ zu machen. Zumindest so weit, wie man es mit den eigenen Prinzipien vereinen kann.

Die Menschen hinter den Kampagnen

Externe Berater wie Tal Silberstein sorgten vergangene Woche einmal mehr für Aufregung. Auch die Wahlkampfspenden sind beständiges Thema. Und die jeweiligen Strategien sowieso. Vor allem Letzteres liegt in den Händen der Kampagnenleiter. Bei der SPÖ ist dies Johannes Vetter, bei der ÖVP Stefan Steiner. Wobei für den Gesamtauftritt im Wahlkampf natürlich die Bundesgeschäftsführer/Generalsekretäre – im Fall der Großparteien eben Georg Niedermühlbichler (SPÖ) und Elisabeth Köstinger (ÖVP) – verantwortlich sind. Bei den anderen geht das in Personalunion. „Die Presse am Sonntag“ stellt die Kampagnenmanager der zur Wahl antretenden Parlamentsparteien vor. Der Wahlkampf der Liste Pilz, die von den übrigen Parteien wohl die größten Chancen hat, in den Nationalrat zu kommen, wird von Romana Bartl geleitet: Sie war in den Neunzigerjahren bereits einmal Kampagnenverantwortliche der Grünen und zuletzt bei der AG Soziale Verantwortung, einer humanitären Hilfsorganisation, tätig.

Anders als sein Vorgänger. Wobei es schwierig ist herauszufinden, wie Luschnik das im Detail erreichen möchte. Denn er ist nicht zwingend jemand, der sich minutenlang gern reden hört. Er ist vorsichtig, wägt seine Worte ab. Im Zweifelsfall sind es Dinge, die man schon kennt. Dass die Grünen für Weltoffenheit stehen, für Zusammenhalt. „Es geht nicht nur darum, gegen etwas, gegen die FPÖ zu sein.“ Stefan Wallner, sein Vorgänger, würde weitaus mehr von der Kampagne erzählen. Vielleicht ist Luschnik den Umgang mit der Öffentlichkeit nicht gewohnt. Oder aber er ist nicht ein strategischer Kopf in dem Ausmaß, wie es sein Vorgänger war. Das bestätigen auch Beobachter. Aber: Dass Luschnik anders als Wallner ist, wird intern auch als Vorteil gesehen.

Luschnik sei zugänglicher, jemand, mit dem man reden kann, allgemein niemand, der sich in den Vordergrund spielen möchte. Und er kennt die Partei und ihre Strukturen: In Wien und Niederösterreich war er Klubdirektor, danach im Parlament. Bei der Kampagne von Bundespräsident Alexander Van der Bellen war er als Jurist tätig. In Vorarlberg, Tirol, Wien, Kärnten und Salzburg hat er die Koalitionsverhandlungen mitgeführt.

Jetzt soll er die Grünen so weit bringen, dass sie wieder verhandeln können. Davor müssen sie aber „kommerzieller“ werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2017)

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