USA und Südkorea simulieren Angriffsszenarien. Auch Japan rüstet auf. US-Diplomaten halten sich Gesprächskanäle offen.
Pjöngjang/Washington/Tokio. In der Nordkorea-Krise setzen die USA auf Diplomatie – das sagt zumindest Admiral Harry Harris, der derzeit die jährlich stattfindenden, gemeinsamen Manöver zwischen den USA und Südkorea beobachtet. Harris zufolge sind Gespräche „der wichtigste Anfangspunkt“, um „der Herausforderung“ Kim Jong-un zu begegnen. Für Pjöngjang sind die militärischen Übungen ein Schritt in Richtung Nuklear-Konflikt, den Washington und Seoul zu verantworten hätten. Ein nordkoreanischer Armeesprecher hat der staatlichen Nachrichtenagentur zufolge mit Vergeltung gedroht.
Das Manöver, das am Montag begann, wird bis zum 31. August andauern. Unter anderem simulieren die Verbündeten mögliche Szenarien im Falle eines nordkoreanischen Angriffs. Zuletzt waren die Töne zwischen den USA und Nordkorea besonders rau, seit Pjöngjang im Juli zwei Teststarts von Interkontinentalraketen durchführte.
US-Präsident Donald Trump hat einen Militärschlag nicht ausgeschlossen, und Diktator Kim Jong-un hat mit Angriffen auf die US-Pazifikinsel Guam gedroht. Washington halte sich alle Antwortmöglichkeiten auf Pjöngjang offen, betonte unterdessen Robert Wood, US-Delegierter der UN-Abrüstungskonferenz, einmal mehr die Nordkorea-Politik der Trump-Regierung. Die Gefahr aus Pjöngjang habe „Top Priorität“ in der Agenda des Präsidenten, wiewohl der Dialog mit dem kommunistischen Land „eine Option“ bleibe.
Als mögliches Ziel nordkoreanischer Aggression bereitet sich auch Japan gezielt vor. Für das kommende Jahr budgetiert Tokio Militärausgaben in Rekordhöhe – es sind über 48 Mrd. US-Dollar. Der neue japanische Außenminister Taro Kono sagte mit Blick auf die Aussagen von Admiral Harris, dass diplomatische Gespräche derzeit keinen Vorrang hätten. „Es ist an der Zeit, Druck auszuüben.“ Pjöngjang müsse das Atomprogramm unverzüglich aufgeben.
Nordkorea will von einer Abrüstung nichts wissen. Angesichts der „feindlichen US-Politik“ sei die Entwicklung von Interkontinentalraketen legitim für die Selbstverteidigung seines Landes, so der nordkoreanische Diplomat Ju Yong Chol. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2017)