Gauland begrüßte den Rücktritt von AfD-Co-Chefin Petry. Er und Weidel werden die AfD-Bundestagsfraktion anführen.
Berlin. Alexander Gauland und Alice Weidel hatten die neue, 93-köpfige Bundestagsfraktion zum Zählappell in Berlin antreten lassen. Die Fraktionschefs der AfD wollten sicherstellen, dass sich nicht noch weitere Fahnenflüchtige unter den Neo-Abgeordneten tummeln. Der Überraschungscoup Frauke Petrys, der abrupte Abgang und Abschied aus der Fraktion Montagfrüh, hat das Spitzenduo düpiert. Angeblich zählt sich ein knappes Dutzend der Parlamentarier zu ihren Anhängern.
In Dresden vollzog Petry indessen den völligen Bruch mit ihrer Partei. Sie kündigte ihren Austritt an – und nahm gleich auch noch ihre beiden engsten Vertrauten aus dem Sächsischen Landtag mit ins politische Exil. Dass auch ihr Mann ihr folgen würde, war dann nur noch die logische Konsequenz. Marcus Pretzell, EU-Abgeordneter und AfD-Chef in Nordrhein-Westfalen, erklärte nur Stunden später in Düsseldorf seinen Abgang.
Machtkampf entschieden
Pretzell war in seinem Landesverband umstritten. Er hatte versucht, parteiinterne Vorwahlen zu manipulieren. Seine Beziehung zur Galionsfigur Petry, die er schließlich im Vorjahr geheiratet hatte, sorgte in den Reihen um Gauland und den Kovorsitzenden Jörg Meuthen für ständigen Argwohn. Im Richtungsstreit um das Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke, Thüringens ultrarechten AfD-Vorsitzenden, entfernte sich das Paar Petry/Pretzell immer weiter vom Mainstream der Protestpartei.
Nun scheint der Machtkampf entschieden, obwohl die Gefahr einer Spaltung noch nicht gebannt ist. In der Partei rumore es nach wie vor, gab Gauland zu. Als Fraktionschef werde er sich im Bundestag um einen moderaten Ton bemühen, sagte er. Nun müsse mit der Kampfrhetorik Schluss sein. Schon im Sommer hat die Parteispitze Instruktionen an ihre Bundestagskandidaten ausgeschickt, um sie so auf die Parlamentsarbeit vorzubereiten. (vier)
(APA/Reuters)