Dominic Heinzl muss nicht befürchten, vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk gezähmt worden zu sein. Seine Sendung ist belustigend-belanglos wie der Vorgänger auf ATV.
Quotenzugpferd, Toptransfer, Österreichs schärfste Zunge: Bei diesen Zuschreibungen muss Dominic Heinzl einiges an Ängsten ausgestanden haben, die hohen Erwartungen nach dem Wechsel von ATV zum ORF nicht erfüllen zu können. Nicht dass man es ihm anmerken würde. Zwar setzte er seine Quoten-Erwartungen mit 120.000 Zuschauern recht bescheiden an, zum Einstieg des neuen ORF-Societyformats „Chili" um 19:35 Uhr teilte er aber gleich einen Seitenhieb auf seine eigene Medienpräsenz aus.
Passend zum Jahresanfang präsentierte Heinzl anschließend eine Serie mit Helga Kuhn. Die Astrologin erstellt Horoskope von Prominenten, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Weil Faymann passte, musste Vizekanzler Josef Pröll als erster dran glauben, der Gesichtsfarbe nach zu urteilen, erwartete er nichts Gutes. Erleichtert hörte er zu, wie die Kuhn einen „relativ feschen, gepflegten und kultivierten Menschen" und einen „eisern treuen Mann" aus den Sternen las. Nur beim Thema Gesundheit glaubte er, sich für seinen Körperumfang rechtfertigen zu müssen.
Der Rest ist solides Entertainment: Die üblichen Prominenten lächeln leicht gequält aus dem Bildschirm, selbst Richard Lugner darf nicht fehlen, auch wenn der Kürzest-Bericht über dessen Doch-Nicht-Opernball-Gast etwas enttäuschend ausfiel. Stünde Heinzl nicht in einem Studio in den Farben des Sonnenuntergangs statt vor grellorangen Wänden, man hätte keinen Unterschied zum ATV-Vorgänger „Hi Society" gemerkt. Eines führt „Chili" jedenfalls vor Auge: Es ist ein Society-Format und nicht die Rettung des maroden ORF.
Verzichtbar hingegen ist das Zweitformat „Backstage", das - durch Werbeunterbrechung getrennt - vor „Chili" Premiere feierte. Die seriös-brave Stimme zum Bericht über die Startfeier des Formats hätte zu „Universum" besser gepasst. Bei so wenig Bissigkeit stellte sich mit dem medienwirksam ständig an Chilischoten kauenden Heinzl gar Mitleid ein. Und das wünscht man keiner scharfen Zunge.