Nordkorea will neuen Satelliten ins All befördern

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Das stalinistische Regime beteuert stets, sein Weltraumprogramm diene rein wissenschaftlichen Zwecken. Doch die internationale Gemeinschaft sieht dahinter getarnte Raketentests.

Nordkorea bereitet einem Medienbericht zufolge einen Raketenstart zur Stationierung eines neuen Satelliten im Weltall vor. Wie die südkoreanische Zeitung "Joongang Ilbo" am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul berichtete, hat Nordkorea seinen neuen Satelliten Kwangmyongsong-5 bereits fertiggestellt.

Er soll demnach mit Kameras und Telekommunikationsgeräten ausgestattet und auf einer Erdumlaufbahn platziert werden. Nordkorea hatte im Februar 2016 seinen Satelliten Kwangmyongsong-4 mit einer Trägerrakete ins All befördert. Die internationale Gemeinschaft wertete den Raketenstart dagegen als Test einer ballistischen Rakete und damit als Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates.

Ein südkoreanischer Militärsprecher sagte am Dienstag, im Nordkorea sei zuletzt "nichts Ungewöhnliches" beobachtet worden. Seoul rechne aber stets mit neuen Provokationen, darunter auch ein Test einer Langstreckenrakete, "der als Satellitenstart getarnt ist".

Neue Sanktionswelle gegen Nordkorea

Pjöngjang betont immer wieder, dass sein Raumfahrtprogramm allein wissenschaftlichen Zwecken dient. Trägerraketen können jedoch sowohl zu zivilen als auch zu militärischen Zwecken eingesetzt werden. Die USA und das mit ihnen verbündete Südkorea gegen daher davon aus, dass Pjöngjang in Wahrheit andere Absichten verfolgt und mit solchen Tests sein Raketenprogramm vorantreibt.

Nordkoreas Parteizeitung "Rodong Sinmun" hatte erst am Montag das Recht des kommunistischen Landes auf ein eigenes Raumfahrtprogramm bekräftigt. "Friedliche Raumfahrtprogramme sind das legitime Recht souveräner Staaten", lautete die Überschrift eines Leitartikels. Dem Bericht zufolge hält sich Nordkorea bei seinen Satellitenstarts "vollständig" an internationale Vorgaben.

Nordkorea hat mit Raketen- und Atomtests wiederholt gegen UN-Resolutionen verstoßen. Nach dem Test einer Interkontinentalrakete am 28. November hatte der UN-Sicherheitsrat am Freitag neue Sanktionen verhängt. Die Strafmaßnahmen sehen unter anderem eine noch stärkere Beschränkung der Öllieferungen in das international isolierte Land vor. Der Import bestimmter Maschinen, Nahrungsmittel und Rohstoffe aus Nordkorea wird verboten.

Japan will trotz pazifistischer Verfassung Flugzeugträger anschaffen

Pjöngjang hatte nach dem Test der Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-15 erklärt, das gesamte US-Festland liege nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen. Die Verhängung der neuen UN-Sanktionen wertete die nordkoreanische Regierung als "kriegerischen Akt" und "gewaltsamen Verstoß" gegen die Souveränität des Landes.

Japan reagiert auf die angespannte Sicherheitslage in Ostasien: Japanischen Medienberichten zufolge denkt die rechtskonservative Regierung ungeachtet der pazifistischen Verfassung über die Anschaffung eines Flugzeugträgers nach.

Man werde beständig aus verschiedenen Blickwinkeln die eigenen Verteidigungsmöglichkeiten überprüfen, sagte Verteidigungsminister Itsunoro Onodera am Dienstag. Er wies jedoch Darstellungen zurück, wonach die Regierung konkrete Bemühungen für den Umbau eines Zerstörers zu einem Flugzeugträger anstelle. Japan werde auch weiterhin eine ausschließlich auf Verteidigung ausgerichtete Politik betreiben.

Japan baut Raketenabwehr aus

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo hatte zuvor unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, Tokio erwäge die Anschaffung neuer Kampfjets, die von Japans derzeit nur für Helikopter vorgesehenen Zerstörern abheben könnten. Damit bekäme Japan praktisch einen Flugzeugträger, der nach Auffassung von Kritikern auch für Angriffe genutzt werden könnte und damit gegen die Verfassung verstieße. Japans Zerstörer der Izumo-Klasse mit einer Länge von 248 Metern ist bisher nur für den Transport von bis zu 14 Helikoptern ausgelegt.

Vor dem Hintergrund der Bedrohung durch Nordkorea baut Japan auch seine Raketenabwehr aus. So sollen zwei auf dem Land installierte Aegis-Systeme mit Abfangraketen angeschafft werden. Sie sollen ab 2023 die bisher zweistufige, auf Schiffen und an Land stationierte Raketenabwehr des Landes ergänzen.

(APA/AFP)

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