SUV-Boom und Rückgang bei Dieselautos negativ für CO2-Bilanz

Trump spends his holiday vacation in West Palm Beach, Florida
Trump spends his holiday vacation in West Palm Beach, FloridaREUTERS
  • Drucken

Der Autohandel wird für 2017 ein deutliches Plus bei den Neuzulassungen präsentieren. Doch es ist nicht alles eitel Wonne in der Branche.

"Alles Auto" heißt es wieder vom 11. bis 14. Jänner auf der Vienna Autoshow am Wiener Messegelände. Am Tag davor präsentiert der Autohandel die Zulassungszahlen für 2017 - und diese dürften den Verkäufern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zumindest bis November wurden 327.669 Pkw neu zum Verkehr zugelassen, um 7,8 Prozent mehr als 2016. Alleine im November betrug das Plus 16 Prozent.

Deutliche Zuwächse gab es bei den Benzinern, die im Zeitraum Jänner bis November um 24 Prozent auf 152.111 Stück zulegten, während es bei den Diesel-Pkw einen Rückgang um 6,2 Prozent auf 162.533 Fahrzeuge gab (in Deutschland sank der Dieselanteil auf den niedrigsten Stand seit 2009). Kräftig zugelegt haben österreichweit E-Autos (plus 37,5 Prozent auf 4.955 Stück) - der Anteil am Gesamtmarkt lag aber nur bei 1,5, Prozent.

Exporte alter Diesel nach Osteuropa

Den Autoherstellern drohen jedoch wegen der Verletzung der EU-Klimaziele Milliardenstrafen, berichtet die deutsche "Automobilwoche". Schuld sei der hohe CO2-Ausstoß aufgrund des Booms bei SUV. Mit Toyota, Volvo, Renault-Nissan und Jaguar Land Rover würden derzeit lediglich vier Autohersteller 2021 den erforderlichen CO2-Grenzwert in der EU schaffen.

Neben dem SUV-Boom schlägt sich auch der Rückgang bei Dieselfahrzeugen negativ in der CO2-Bilanz nieder. Die Händler bzw. die Hersteller locken mit "Öko-Rabatte" wenn alte Dieselfahrzeuge zurück gegeben werden - wobei hier das Umweltproblem zu einem erheblichen Teil nur verlagert wird. Lediglich rund die Hälfte der alten Dieselfahrzeuge in Deutschland wird im Rahmen der Umweltprämie verschrottet. Das berichtet die "Automobilwoche" unter Berufung auf eine Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).

Viele Händler wollen die Fahrzeuge mit einem gewissen Restwert nicht entsorgen und verkaufen sie über Partner nach Osteuropa und Afrika. "Wir verschrotten kein einziges Fahrzeug", sagte Frank Perez Junior, Vertriebsleiter der Mehrmarken-Automobilgruppe Dirkes in Köln der Branchenzeitung. "Diese Autos haben einen Marktpreis, den wir auch realisieren wollen", meinte er. Die Nachfrage in Afrika sei gewachsen.

Vorbild Norwegen

Trotz der guten Zahlen gibt es für Autohersteller und -händler aber keinen Grund zum Jubeln - zumindest legt dies eine Umfrage unter 1.000 Führungskräften in der Autobranche nahe, die vergangene Woche veröffentlicht wurde. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet, dass die Zahl der Autohändler bis 2025 um bis zu 50 Prozent sinken wird. Drei Viertel gehen davon aus, dass der Anteil der in Westeuropa produzierten Autos von derzeit 16 Prozent bis 2030 auf unter fünf Prozent sinken wird.

Autohändler müssen sich demnach künftig auf große Gebrauchtwagen-Stützpunkte und Servicestandorte konzentrieren, wenn sie am Markt überleben wollen. Die Verwertung der Fahrzeug- und Fahrerdaten werde in Zukunft den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen, wird erwartet. An Wichtigkeit gewinnen dürfte Car-Sharing, dominierendes Thema werde die Elektromobilität.

Wohin hier die Reise geht, zeigt Norwegen: 2017 waren in dem skandinavischen Land mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen Elektro- oder Hybridautos. Während Fahrer von Wagen mit Verbrennungsmotoren mit deftigen Abgaben belegt werden, sind Elektroautos nahezu komplett von Steuern befreit. Wer am Steuer eines Elektrowagens sitzt, profitiert zudem von weiteren Begünstigungen wie der kostenlosen Nutzung von Mautstraßen, Fähren, Parkplätzen oder der Erlaubnis zum Fahren auf Busspuren. Bis 2025 will das Land keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen.

Vienna Autoshow

Auf der Vienna Autoshow werden 40 Marken und 400 Modelle - davon eine Welt-, eine Europa- und mehr als 30 Österreich-Premieren - vorgestellt. Die Autoshow ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, alle anderen Messen jeweils von 10 bis 18 Uhr. Im Vorjahr wurden knapp 150.000 Besucher gezählt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein BMW i3 tankt an einer Tankstelle f�r Elektrofahrzeuge aufgenommen am 21 11 2017 in K�ln *** a B
Österreich

Wo hierzulande die meisten E-Autos zugelassen werden

5433 E-Autos wurden in Österreich im Vorjahr neu angemeldet. Fast zwei Drittel entfallen auf Unternehmen und Organisationen.
54 Prozent der Befragten glauben, dass das Elektroauto scheitern wird.
Österreich

Automanager glauben nicht an das Elektroauto

In einer anonymen Befragung durch die Unternehmensberatung KPMG erklären 54 Prozent aller globalen Manager der Autoindustrie, dass das Elektroauto scheitern wird. Nur in China ist eine Mehrheit positiv eingestellt.
Österreich

Die Liebe zum Diesel ist verglüht

2017 wurden 353.320 Autos neu zugelassen, der zweithöchste Wert der Geschichte. Bei den Neuzulassungen dominieren weiterhin SUV, beim Treibstoff legt Benzin massiv zu.
30 03 2016 Berlin Deutschland GER Drive Volkswagen Group Forum Friedrichstrasse Foto Porsch
Österreich

Pkw-Neuzulassungen: Österreicher fliegen auf PS-starke Autos

Zur Senkung des Schadstoffausstoßes in Österreich schlägt die heimische Wirtschaftskammer einmal mehr eine "Ökoprämie" vor.
Nicht auf einer Autoshow, sondern auf der Elektronikmesse in Las Vegas präsentieren Autohersteller mittlerweile ihre neuesten Modelle
Unternehmen

Chinesisches Start-up stellt in Las Vegas das "Auto der Zukunft" vor

Das von einem Ex-BMW-Manager geführte chinesische Start-Up Byton will schon 2019 die ersten Autos in China verkaufen und ab 2020 dann weltweit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.