Chinesen schnappen sich Wolford

Bei Wolford beginnt mit Fosun eine neue Ära.
Bei Wolford beginnt mit Fosun eine neue Ära.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Fosun übernimmt die Mehrheit der Familien Palmers und Wilhelm am Strumpf- und Wäscheerzeuger und schießt 22 Mio. Euro frisches Geld ein. Damit soll der Turnaround gelingen.

Bregenz/Wien. Die Suche nach einem Big Spender lief über ein halbes Jahr – viel länger hätte sie auch nicht dauern dürfen, sonst wäre Wolford das Geld ausgegangen. Jetzt ist Entspannung angesagt: Der chinesische Mischkonzern Fosun kauft den Familien Palmers und Wilhelm 50,87 Prozent des Strumpf- und Wäscheerzeugers mit 1500 Beschäftigten ab.

Der Deal, der am Donnerstag besiegelt wurde, sieht vor, dass Fosun 12,80 Euro je Aktie zahlt, was einem Kaufpreis von 32,56 Mio. Euro für den Hälfteanteil entspricht. Damit haben die Chinesen gut gepokert, denn das ist weniger als der aktuelle Preis der Aktie von 14,10 Euro. Der hat allerdings – getrieben durch die Nachricht vom Einstieg – um gut zehn Prozent zugelegt. Die Wolford-Aktie ist dennoch weit vom Niveau von vor einem Jahr von 21 Euro entfernt.

Der Kursrutsch, der über das ganze Jahr 2017 ungeachtet des international fantastischen Börsenumfelds anhielt und sich ab Juli beschleunigte, spiegelt den Kampf des im Luxussegment tätigen Unternehmens wider. Nachfragerückgänge, Planungs- und Vertriebsfehler bei einer gleichzeitig teuren Expansion haben Wolford in die Bredouille gebracht. In den vergangenen fünf Jahren schrieb Wolford nur 2014/15 einen minimalen Gewinn von 1,03 Mio. Euro. 2016/17 lag der Verlust bei 17,88 Mio. Euro. Der Barmittelbestand lag bei nur zehn Mio. Euro. Nur mithilfe der Gläubigerbanken konnte Wolford weitermachen, sie verlängerten zur Jahresmitte die Kreditlinien bis Ende Juni 2018 und schossen zehn Mio. Euro Liquidität ein. Im Gegenzug musste Wolford sämtliche Forderungen, Maschinen und Liegenschaften sowie die Patente verpfänden.

Auch für das bis Ende April laufende Geschäftsjahr 2017/18 kündigte Unternehmenschef Axel Dreher rote Zahlen an. Ein rigoroses Kostenmanagement (das Kritikern zufolge zu spät eingesetzt hat) und die konjunkturbedingt anziehende Nachfrage nach hochpreisiger Wäsche und Strümpfen hat allerdings den Halbjahresverlust von 8,05 auf 6,16 Mio. Euro sinken lassen. Im zweiten Quartal schaffte Wolford operativ schwarze Zahlen.

Frisches Geld für Sanierung

Unabdingbar für die Stabilisierung sind die 22 Mio. Euro, die Fosun zusätzlich an frischem Geld einschießt. Die Kapitalerhöhung (unter Wahrung der Bezugsrechte) soll von einer außerordentlichen Hauptversammlung im Mai abgesegnet werden.

Für die Wiener Börse ist die Wolford-Rettung freilich mit einem Wermutstropfen verbunden: Fosun kündigte an, den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot legen zu wollen. Damit verschwindet auch Wolford vom Kurszettel. Die Liste der Abgänge ist lang – dazu zählen unter anderem Bwin, Constantia Packaging, Bene, BWT, RHI, Teak Holz, Conwert, Miba und Schlumberger.

Für Fosun ist Wolford eine weitere „Perle“ in der Kette jener Unternehmen im Westen, die sich das größte in Privatbesitz befindliche Konglomerat schon einverleibt hat. Zuerst standen Finanzbeteiligungen wie jene an der BHF-Bank, dem US-Versicherer Meadowbrook sowie dem Bankhaus Hauck & Aufhäuser im Vordergrund. Neben Immobilien liegt nun der Fokus auf Industriebeteiligungen: Dazu zählen Stahl-, Bergbau und Getränkeunternehmen (Tsingtao) ebenso wie Tourismusbetriebe (Club Med, Thomas Cook) und nun Modefirmen: So bildet Wolford eine gute Ergänzung zur italienischen Luxusmarke La Perla. Erst vor wenigen Tagen wurde die Mehrheitsübernahme am Traditionsmodehaus Lanvin bekannt. Auch das französische Luxuslabel steckt in Schwierigkeiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2018)

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