Kommentar

Die Botschaft heiligt die Mittel

Der Koalition geht es um Signale an ihre Wähler. Aber da wäre dann noch die Sache mit dem Recht.

Es sind schlechte Nachrichten für die türkis-blaue Koalition. Der Verfassungsgerichtshof entschied, dass Niederösterreichs Regeln für die Mindestsicherung verfassungswidrig sind. Dabei galten diese mit Einschränkungen für Zuwanderer und einer Maximalsumme für große Haushalte als Vorbild für eine bundesweite Regel. Die Bundesregierung lässt sich davon nicht beirren. Sie plant weiter mit einem ähnlichen Modell. So, wie sie auch die Kürzung der Familienbeihilfe für Kinder in anderen EU-Staaten trotz rechtlicher Einwände durchzieht. Die Botschaft an die Wähler heiligt die Mittel. So lang halt, bis die Sache vor Gericht kommt.

„Wer arbeiten geht, darf nicht der Dumme sein“, erklärte die ÖVP Niederösterreich als Reaktion auf den VfGH-Entscheid. Da hat sie recht. Wie wäre es etwa, wenn die Koalition endlich die kalte Progression abschaffte? Das würde die Steuerzahler entlasten– ganz ohne Verfassungswidrigkeit.

E-Mails an: philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer.
Mindestsicherung

Sozialgeld: ÖVP beharrt auf Kürzung

Generalsekretär Karl Nehammer will trotz VfGH-Urteil bei der bisherigen ÖVP-Linie bleiben. Vorarlberg oder Oberösterreich könnten Vorbild für ganz Österreich werden.
Innenpolitik

Mindestsicherung: "Wegweisende Entscheidung"

Sozialorganisationen begrüßen die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, die Mindestsicherung in Niederösterreich zu kippen. Der Behindertenrat sieht nun alle Landesregierungen gefordert.
Symbolbild.
Innenpolitik

Mindestsicherung: Kürzung gekippt

Niederösterreichisches Gesetz ist nicht verfassungskonform. Die Bundesregierung wollte dieses als Vorbild für eine bundeseinheitliche Regelung nehmen.
Innenpolitik

VfGH hebt Mindestsicherungs-Regelung in Niederösterreich auf

Die Mindestsicherungs-Regelung des Bundeslandes mit einer von der Dauer des Aufenthalts in Österreich abhängigen Wartefrist sei "unsachlich und daher verfassungswidrig", stellt das Höchstgericht fest. Eine Reparaturfrist gibt es keine.
Innenpolitik

Mindestsicherung in Oberösterreich: Soziallandesrätin erwartet Ende der Deckelung

Die oberösterreichische Landesrätin Birgit Gersthofer sieht sich in ihrer Rechtsmeinung bestätigt, die schwarz-blaue Regierung weist aber darauf hin, dass das Modell in puncto Deckelung "differenzierter" sei als das niederösterreichische.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.