Giftgas-Anschlag: Skripal offenbar bereits zu Hause vergiftet

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Ein Polizist steht vor dem Zuhause von Skripal.REUTERS
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Der Ex-Doppelagent und seine Tochter könnten schon zu Hause vergiftet worden sein. Außenministerin Kneissl verteidigt Österreichs Alleingang in der koordinierten Aktion rund um die Ausweisung russischer Diplomaten.

Der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia dürften offenbar bereits zu Hause mit dem Nervengift in Kontakt gekommen sein. Die bisher höchste Konzentration des Stoffes ist an der Tür des Wohnhauses im englischen Salisbury gefunden worden, teilte die britische Polizei am Mittwochabend mit.

Skripal und seine Tochter waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der Innenstadt von Salisbury entdeckt worden. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass sie mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden. Beide befinden sich seitdem in einem kritischen, aber stabilen Zustand.

Russland streitet jegliche Verantwortung für den Anschlag ab. Trotzdem wiesen weltweit inzwischen 26 Staaten russische Diplomaten aus, darunter auch Deutschland, Frankreich und die USA. Die Gesamtzahl der betroffenen Personen liegt bei mehr als 140. Sieben weitere russische Diplomaten wurden von der NATO vor die Tür gesetzt. Österreich nimmt an den Ausweisungen nicht teil. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) schloss am Mittwochabend gegenüber der "Zeit im Bild 2" erneut bilaterale Aktionen gegenüber Russland aus.

Sollte jedoch eine schlüssige Beweiskette ergeben, dass der Anschlag in irgendeiner Form in Russland in Auftrag gegeben worden sei, könnte durch die Chemiewaffenkonvention ein Mechanismus aktiv gemacht werden, der es ermögliche, eine multilaterale Aktion zu setzen, sagte Kneissl. Österreich ist Vertragsstaat des Abkommens.

May: "USA gaben sehr starke Antwort"

Großbritanniens Premierministerin Theresa May begrüßte am Mittwoch unterdessen in einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump die Ausweisung von 60 russischen Diplomaten und Geheimdienstleuten aus den USA. "Die Premierministerin hat betont, dass die USA eine sehr starke Antwort gegeben hätten und dass sie die breite internationale Antwort von 26 Staaten begrüße", teilte die Downing Street in London mit.

Den Angaben aus Washington zufolge gaben beide Politiker als wichtiges Ziel aus, "russische Spionagenetzwerke" in den USA und Großbritannien zu zerschlagen, "um geheime russische Aktivitäten einzudämmen und weitere Angriffe mit Chemiewaffen auf dem Boden beider Staaten zu verhindern".

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(APA/Reuters/Red.)


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