Fall Skripal: London beantragt UN-Sicherheitsratssitzung

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Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen hatte zuvor die Erkenntnisse der britischen Behörden zu dem bei dem Anschlag verwendeten Nervengift bestätigt.

Nach der Bestätigung seiner Erkenntnisse zum Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal durch unabhängige Experten hat Großbritannien eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu dem Thema beantragt. Die Sitzung solle voraussichtlich in der kommenden Woche stattfinden, verlautete am Donnerstag von der britischen Vertretung bei den Vereinten Nationen.

Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) hatte zuvor die Erkenntnisse der britischen Behörden zu dem bei dem Anschlag verwendeten Nervengift bestätigt. Die Zusammenfassung des OPCW-Reports geht aber nicht darauf ein, woher die nun bei dem Attentat auf Skripal und seine Tochter Julia genutzte Substanz stammen könnte.

Die britische Regierung hatte die internationalen Chemiewaffenexperten der OPCW gebeten, in dem Fall zu ermitteln. Der frühere russische Doppelagent Skripal und seine Tochter waren am 4. März im südenglischen Salisbury vergiftet worden.

Die britischen Behörden gehen davon aus, dass bei der Tat ein Nervengift der Nowitschok-Gruppe aus sowjetischer Produktion zum Einsatz kam. Die britische Regierung macht daher Moskau für den Giftanschlag verantwortlich, Russland weist jede Verantwortung zurück. Der Fall führte zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen Russland und Großbritannien sowie zahlreichen weiteren westlichen Staaten.

Das Auswärtige Amt in Berlin begrüßte es am Donnerstag, dass London in dem Fall die OPCW eingeschaltet hatte und damit "für ein größtmögliches Maß an Transparenz" sorge. Großbritannien habe der Bundesregierung auf der Grundlage auch der chemischen Analyse des Giftes "detailliert dargelegt, weshalb die Verantwortung Russlands sehr wahrscheinlich ist und es keine plausible alternative Erklärung gibt", erklärte ein Ministeriumssprecher. Russland sei nun aufgerufen, "endlich eine konstruktive Rolle einzunehmen und die offenen Fragen zu beantworten".

Der unabhängige Bericht über das bei dem Attentat verwendete Nervengift weist einem deutschen Chemiewaffenexperten zufolge auf ein staatliches Labor als Hersteller hin. Das könne aus dem in dem Report festgestellten hohen Reinheitsgrad des Kampfstoffes und aus den nur geringen Verunreinigungen geschlossen werden, sagte der Chemiker und Toxikologe Ralf Trapp am Donnerstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

"Es wurde Arbeit investiert in die Reinigung des Kampfstoffes", erläuterte Trapp den Report. Das sei typisch für Substanzen aus einem staatlichen Labor oder staatlichen Programm, sagte der Experte, der als Berater auch für die OPCW und die Vereinten Nationen tätig war. Zwar weist ein hoher Reinheitsgrad auf ein staatliches Labor hin, aber dieser könnte bei der Suche nach den Drahtziehern des Anschlags auch ein Nachteil sein: Denn Verunreinigungen können Experten helfen, die Ursprungsquelle des Nervengifts herauszufinden.

(APA/dpa)

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