Headhunter

Wie man Headhuntern auffällt

(c) Marin Goleminov
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Ein neuer Job muss her. Doch wie erringt man die Aufmerksamkeit eines Headhunters? Drei Branchenvertreter sagen, wie man ihnen positiv auffällt.

Es ist ausdrücklich nicht Aufgabe eines Headhunters, Bewerbern einen Job zu besorgen. Sondern erfolgreich die Mandate für seine Unternehmenskunden abzuwickeln, sprich: deren Vakanzen mit den bestgeeigneten Kandidaten zu besetzen.

Es sind klare Worte, die Mercuri-Urval-Partner und -Direktor Dominik Roth hier ausspricht. Von Herumreden hält er nichts. Was sich eins zu eins auf den Kontaktwunsch eines Headhunters mit Bewerbern umlegen lässt. Solange diese auf kein Kundenmandat passen, interessieren sie ihn nicht. Das gilt auch für Blindbewerbungen.

Umso wichtiger ist es, exakt dann sichtbar zu sein, wenn der Headhunter den Markt für ein solches Kundenmandat von seinen Recruitern und Projektmanagern durchforsten lässt. Konkret heißt das für Bewerber, ein sauber gepflegtes LinkedIn- und (zweitrangig) Xing-Profil ihr Eigen zu nennen. Aus dem müssen eindeutig Branche, Positionierung und Track Record hervorgehen. Man sollte es für die Boolesche Suche optimieren. Am Beispiel: Fahndet der Headhunter für seinen Kunden, einen Maschinenbauer, nach einem Einkaufsleiter, der einen SAP-Rollout leiten soll, lauten seine Boolschen Suchbefehle so: (Maschinenbau OR Anlagenbau OR Automotive) AND (Head of Procurement OR Leiter Einkauf) AND SAP.

Ersparen kann man sich hingegen, die eigenen Soft Skills auszuloben. Roth: „Jeder behauptet von sich, empathisch zu sein.“

Hill International Geschäftsführer Josef Buttinger ergänzt diese Anleitung um die analoge Welt: „Machen Sie Ihre Expertise öffentlich.“ Das funktioniert über ein Buch, über Vorträge oder kurze, aber regelmäßige Fachveröffentlichungen, die im Netzwerk des Headhunters auffallen. Denn auch dieses bittet er garantiert um Empfehlungen. Buttinger: „Der Auftritt in der digitalen Welt muss mit dem in der realen zusammenpassen. Die befragten Kontakte beschönigen nichts.“  

Im Umkehrschluss ist es nützlich, dem eigenen Netzwerk anzuvertrauen, dass man auf der Suche ist. Weil man nie weiß, wen der Headhunter fragt.

Quid pro quo

Gut Vernetzte schlagen ihn mit seinen eigenen Waffen. Wenn sein Interesse neue Mandate sind, öffnet man ihm Türen – und fordert im Gegenzug seine Aufmerksamkeit.

Die einem übrigens die Recruiter und Projektmanager des Headhunters leichter schenken als er selbst. Ihr Job ist es schließlich, den Markt nach geeigneten Kandidaten durchzuforsten. Allerdings stehen ihre Namen selten prominent auf der Homepage. Man muss sie recherchieren und findet sie etwa in Suchinseraten oder über LinkedIn. Roth, von dem auch dieser Tipp stammt, hat zum Thema einen eigenen Podcast.

Kein Jammern, kein Raunzen

Hat man es endlich geschafft, die Aufmerksamkeit des Headhunters zu erringen, lauern im persönlichen Gespräch Fallstricke, die es vor Corona noch nicht gab. Etwa die Frage nach dem Impfstatus. Arthur-Hunt-Partner Jacques Mertzanopoulos: „Weder Headhunter noch Arbeitgeber dürfen danach fragen.“ Daher sollte man das Thema von sich aus ansprechen: „Ich bin geimpft und stehe für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.“

Das Erstgespräch erfolgt trotzdem meist über Teams oder Skype. Hier ist fröhliches Chaos im Hintergrund verpönt; Kamerawinkel, Sitzposition und Licht müssen zur angestrebten Positionierung passen. Und wehe, die Katze läuft durchs Bild.

Auch der obligatorische Smalltalk ist nicht so harmlos wie er scheint. Corona bietet wunderbare Anknüpfungspunkte: Wie das Familienleben im Lockdown funktionierte, wie das Homeschooling ablief und die Zusammenarbeit mit Kunden, Vorgesetzten und Kollegen – all das sagt mehr über Verantwortungsbewusstsein, Selbstorganisation und Teamplay aus als das schönste Selbstlob im CV.

Zuletzt: Aktuell sind im Markt „dynamische Optimisten mit Elan und Freude am Zupacken“ gefragt. Leicht nachvollziehbar, findet Mertzanopoulos: „Jedes Unternehmen will Gewinner.“



("Die Presse" vom 6. November 2021)

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