Mehr Eurofighter als in Deutschland

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Die deutsche Bundeswehr hat aufgrund von Technikproblemen nur vier einsatzfähige Eurofighter. Österreich hat mangels Technik keine Probleme.

Wien. Bisher war in Österreich des Öfteren über mangelhafte Einsatzfähigkeit der Eurofighter geklagt worden – nun kommen derartige Berichte auch aus Deutschland: Nur vier der 128 Kampfjets sind derzeit im Ernstfall verfügbar, schreibt das Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Grund dafür sind Probleme beim Selbstschutzsystem „Dass“. Dieses ist mit Sensoren ausgestattet, die feindliche Flugzeuge erkennen. Da an einem Behälter für die Sensoren Kühlflüssigkeit austritt, funktioniert die Kühlung nicht mehr richtig. Warum das nicht so leicht zu beheben ist? Die Firma, die das System an Eurofighter liefert, ist verkauft worden, dem Hersteller ist damit der Vertragspartner abhanden gekommen. Jetzt muss die deutsche Bundeswehr improvisieren.

Welche Auswirkungen das auf die österreichischen Eurofighter hat? Gar keine, denn das österreichische Bundesheer – genauer gesagt der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos – hat bereits im Jahr 2007 auf das an sich essenzielle Selbstschutzsystem verzichtet. Die Aufklärungsflüge im heimischen Luftraum werden seither ohne diesen Schutz durchgeführt, was immer wieder zu Kritik geführt hat. In Deutschland wäre ein Verzicht auf diese Systeme undenkbar, was aber auch mit der unterschiedlichen Aufgabenstellung zu tun hat: Die deutsche Bundeswehr hat sich verpflichtet, bis zu 82 Flugzeuge für Nato-Einsätze zur Verfügung zu stellen. Und da handelt es sich immer wieder um potenzielle Kampfeinsätze.

Null bis zwölf Flieger bereit

Somit tritt der seltene Fall ein, dass Österreich im Moment über mehr einsatzfähige Flugzeuge verfügt als Deutschland: Am Mittwoch waren es nach Aussagen eines Sprechers des Verteidigungsministeriums sechs Stück. Die Zahl variiert, sie hänge davon ab, wie viele von der „Taktik“ jeweils angefordert werden. Das können, wenn etwa Einsatzübungen anstehen, auch zwölf der fünfzehn Flugzeuge sein. Wenn gerade alle Piloten auf Schulung sind, kann es auch vorkommen, dass es gar keines ist.

Kommission arbeitet

Unterdessen schreitet die Arbeit jener Kommission voran, die Vorschläge für die Zukunft der Luftraumüberwachung machen soll. Laut Informationen des Luftfahrtjournalisten Georg Mader werden derzeit von verschiedenen Seiten Angebote eingeholt. So auch bei Eurofighter selbst: Der Airbus-Konzern soll ein Angebot aus dem Vorjahr konkretisieren, in dem Österreich eine „Flatrate“ für den Betrieb der bestehenden Flotte angeboten wurde.

Aber auch ein Ausstieg aus dem System Eurofighter ist noch nicht vom Tisch: So wurde in den USA und in Schweden angefragt, welche Möglichkeiten es gibt, F16 bzw. Saab Gripen von den dortigen Armeen zu beziehen. Bis Ende Juni soll der Kommissionsbericht fertig sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2018)

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