Strolz an Meinl-Reisinger: "Du bist eine kommunikative Wucht"

Beate Meinl-Reisingerbei der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem erweiterten Parteivorstand.
Beate Meinl-Reisingerbei der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem erweiterten Parteivorstand.APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Wiener Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger will sich am 23. Juni der Nachfolger-Wahl von Matthias Strolz als Bundesparteichef stellen. Die "PR-Strategie" von Kanzler Kurz kritisiert sie, zur SPÖ "fällt mir schon länger nichts mehr ein", verteilt sie Seitenhiebe.

"Ready?" "Ready!" Mit diesen Worten begannen der bisherige Neos-Parteichef Matthias Strolz und seine Stellvertreterin, der Chefin der Wiener Landesgruppe, Beate Meinl-Reisinger, am Mittwoch ihre gemeinsame Pressekonferenz nach dem erweiterten Parteivorstand. Thema war bekanntlich der angekündigte Rücktritt des 44-Jährigen. Am 23. und 24 Juni werde es eine zweitägige Mitgliederversammlung in Wien geben - alle circa 2600 Mitglieder würden eingeladen.

Dort will sich Strolz offiziell als Parteichef verabschieden, zudem wird die Wahl seines Nachfolgers bzw. seiner Nachfolgerin über die Bühne gehen. Auch der Vorstand der Neos und der erweiterte Vorstand werde neu gekürt. "Erste inhaltliche Fußabdrücke" sollen ebenfalls beschlossen werden. "Die Weichen sind gestellt", so Strolz. Im Herbst werde er dann auch seinen Posten als Klubobmann abgeben.

In der Partei dominiere, nach anfänglicher Überraschung, nun durchaus die Zuversicht, beschrieb der Vorarlberger die pinke Stimmung - und bedankte sich für die "Anteilnahme" über die verschiedenen Social-Media-Kanäle. "Das freut mich sehr, das berührt mich sehr. Ich bedanke mich bei allen, die mich hier begleiten." Der Schritt sei ihm schließlich nicht leicht gefallen, räumte Strolz einmal mehr ein. Nach wie vor sei er aber davon überzeugt, "dass jetzt der richtige Zeitpunkt" für einen Wechsel sei. Denn, er wolle nicht zulassen, "dass Neos in die Gründerfalle hineinwächst", sprich, dass "der Gründer den richtigen Zeitpunkt nicht erkennt". Das sei stets mit großen Überwerfungen verbunden.

"Ich würde in den Jahren, die kommen für Neos mehr verunmöglichen als ermöglichen", sagte Strolz und zeichnete ein Bild: Das sei wie bei einem Baum, der den nachkommenden Bäumen den Weg zum Licht verstelle. "So erklärt das auch meine Mama den Nachbarn", meinte Strolz.

Strolz: "Uns verbindet die Liebe zur Politik"

"Ich bin davon überzeugt, dass sie eine Wucht ist", lobte Strolz dann auch seine bisherige Stellvertreterin. "Du bist eine kommunikative Wucht, eine Löwin, eine, die die Stirn bietet." Das sei wichtig, freute sich der 44-Jährige auch darüber, dass die Wienerin "hier entschlossen aufzeigt", seine Nachfolge antreten zu wollen. Freilich aber: Die Nachfolge werde erst gekürt. Egal, wer es werde, "sie wird eine eigene Handschrift haben und die braucht es auch". Es bräuchte keine Kopie von Strolz.

Meinl-Reisinger gab die Komplimente zurück: Sie schätze Strolz als einen Menschen, der bewege, der einfühlsam sei und der loslassen könne. "Das ist eine Stärke und eine Kraft, die ich in den letzten Tagen noch ein bisschen zu wenig in den Kommentaren gefunden habe", kritisierte sie die mediale Berichterstattung. Dann kam sie auf Strolz zurück: "Uns verbindet die Liebe zur Politik." Man wolle die "beste Bildung und Ausbildung", zählte sie weitere Gemeinsamkeiten auf. "Deshalb bewerbe ich mich als Nachfolgerin für Matthias Strolz als Bundesvorsitzende."

Ob es Gegenkandidaten geben werde? Es wäre "absurd", wäre es anders, betonte sie nach der Pressekonferenz auf eine Journalistenfrage. Dem sehe sie "sehr gelassen" entgegen. Wie lange sie in der Politik bleiben wolle? "Nicht mein Leben lang", so Meinl-Reisinger. Einen Zeithorizont setzen wolle sie sich aber nicht: "Schau ma‘ mal." Wiener Neos-Chefin werde sie insofern auch nicht ewig bleiben, sondern "eine Übergabe in Etappen" einleiten. 

Sie habe der etablierten Politik im Jahr 2012 den Rücken gekehrt - und sich Neos zugewandt, um die "gläserne Decke" zu durchbrechen. Gemeint: Die Strukturen aufmachen, die Inhalte, die bewegen, aufgreifen. "Wer keinen Mut hat, kann die großen Herausforderungen nicht bewältigen", meinte Meinl-Reisinger. Und es gebe viel zu tun: Die Digitalisierung, der Klimawandel, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Chancen für alle Kinder, ein Altern in Würde, den sozialen Zusammenhalt in Österreich und weltweit - das und mehr seien Themen, denen sich Neos annehmen (weiter) wollen.

"Wir sind die Stimme der von allen Parteien verlassenen Mitte. Wir sind eine Bewegung der Optimisten", führte Meinl-Reisinger aus. Das sei ein Leitmotiv - ohne blauäugig für Probleme zu sein. Man wolle etwas tun und nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, forderte die 40-Jährige auch "klare Worte" von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Sachen rassistischen und antisemitischen "Entgleisungen" des Koalitionspartners FPÖ. "Möglicherweise gibt es keine Spiegel mehr im Bundeskanzleramt", vermutete Meinl-Reisinger. Oder: "Vielleicht passt das aber nicht in die PR-Strategie hinein." Auch für die SPÖ hatte sie einen Seitenhieb parat: "Zur SPÖ fällt mir schon länger nichts mehr ein", es scheine, Neos allein habe alle Oppositionsarbeit zu betreiben.

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