Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz bezeichnet Donald Trumps Brief an den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un als "schlechtes diplomatisches Beispiel".
Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat US-Präsident Donald Trump für die Absage des Gipfeltreffens mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un scharf kritisiert. Trump trete wie schon bei seiner Aufkündigung des Iran-Atomabkommens "als Meister des Störens und Zerstörens auf", sagte Ischinger der "Bild"-Zeitung (Freitag).
"Und den Beweis, dass er mit seiner Unberechenbarkeit mehr Erfolg hat als ernsthafte Verhandlungen und politische Kompromisse, den ist er bisher schuldig geblieben." Der frühere deutsche Botschafter in Washington befand: "So gesehen steht Trump derzeit außenpolitisch mit leeren Händen da."
"Es war von Anfang an eine Illusion"
Es sei zu hoffen, dass die Gesprächsabsage immerhin "die Rückkehr zum diplomatischen Realismus" ermögliche. "Die Vorstellung, man könne mit einem einzigen Treffen Nordkorea zur Aufgabe seinen gesamten Nuklear- und Rüstungsprogramms bewegen, war von Anfang an Illusion."
Trump hatte das für den 12. Juni geplante Treffen mit Kim am Donnerstag via Brief abgesagt. Kurz darauf sagte der US-Präsident aber, er halte ein Treffen mit Kim weiter für möglich. Auch Nordkorea selbst ist weiterhin zu Verhandlungen bereit.
Trumps Brief sei "schlechtes diplomatisches Beispiel"
Ischinger bezeichnete Trumps Schreiben an Kim auf Twitter als "bizarr". Der Brief werde in Zukunft sicher weltweit in diplomatischen Akademien als schlechtes Beispiel behandelt werden. Das Weiße Haus hatte den Brief veröffentlicht.
>>> Zum Interview mit Wolfgang Ischinger in der "Bild"-Zeitung
(APA/dpa)