Starbucks-Chef tritt zurück - Will er US-Präsident werden?

Starbucks-Gründer Howard Schultz könnte sich ein öffentliches Amt vorstellen
Starbucks-Gründer Howard Schultz könnte sich ein öffentliches Amt vorstellenREUTERS
  • Drucken

Starbucks-Chef Howard Schultz macht einen Abgang, der wie ein politischer Auftritt wirkt. Der politisch engagierte Manager könnte Trump 2020 herausfordern.

Es klingt wie eine reine Wirtschaftsmeldung: Der langjährige Chef der weltgrößten Kaffeehauskette Starbucks gibt seinen Posten als Vorsitzender des Verwaltungsrates auf. Der 64-jährige Howard Schultz hatte sich schon vor einem Jahr vom Vorstandvorsitz und damit vom operativen Geschäft zurückgezogen.

Doch es geht hier wohl um weit mehr als Business. Aus guten Grunden wird spekuliert, dass der als linksliberal geltende Unternehmer die US-Präsidentschaftskandidatur anstreben und 2020 gegen Donald Trump ins Feld ziehen könnte.

Es ist nämlich kein stiller Abgang, sondern eher ein wohl inszenierter Auftritt auf neuer Bühne. Schultz gab der "New York Times" im Vorfeld ein ausführliches Interview, ein weiteres auf CNN soll am Dienstag folgen.

Der Manager wird immer wieder als potenzieller Kandidat der Demokraten genannt. In dem Zeitungsinterview gab er seine Absichten nun erstamls öffentlich zu: Zu seinen Optionen für die Zunkunft "könnte auch ein öffentliches Amt gehören." Denn er sei "seit einiger Zeit sehr besorgt über unser Land - die wachsende Spaltung zuhause und unser Ansehen in der Welt." Und er wolle sich überlegen, "ob ich eine Rolle dabei spielen kann", Amerika dieses Ansehen "wieder zurückzugegeben".

Kritik am "Chaos-Präsidenten"

Immer wieder hatte Schultz den anderen Businessman im Weißen Haus kritisiert. Er beschrieb Trump als "Präsident, der jeden Tag Chaos schafft", der seine "Mitbürger schlechtmacht" und "Leute wegekelt, die andere Ansichten haben".

Es ist kein Geheimnis, dass Schultz ein eingefleischter Demokrat und Vertrauter von Ex-Präsident Barack Obama ist, der auch Hillary Clinton im Wahlkampf gegen Donald Trump unterstützte. Während Starbucks unter Schultz' Leitung in der EU stets wegen angeblicher Steuertricks in der Kritik stand, positionierte er das Unternehmen in den USA politisch klar - und zwar betont liberal und weltoffen. Sein Ziel war es, "die heikle Balance zwischen Profit und Gewissen" zu wahren.

Mit öffentlichen Aussagen zu Themen wie Homo-Ehe, Waffengesetzen oder Rassismus gab Schultz Starbucks ein kontroverses Profil und sorgte dafür, dass die Kette vielen Rechten und Trump-Anhängern ein Dorn im Auge ist. Besonders, seit er aus lauter politischer Korrektheit die Weihnachtsmotive von Starbucks-Häferln verbannte. Was Trump im Wahlkampf ausschlachette: "Vielleicht sollten wir Starbucks boykottieren?".

Milliardär aus einfachen Verhältnissen

Unklar ist, wie der Milliardär (sein Vermögen wird auf 3,2 Mrd. Dollar geschätzt) bei der demokratischen Basis ankommen würde. Er gilt nicht als sonderlich charismatisch, es fehlt ihm - wie seinem Widersacher Trump - die politische Erfahrung. Immerhin kommt er aus einfachen Verhältnissen: Er wuchs in Brooklyn auf; sein Vater, ein Weltkriegsveteran, schlug sich als Lkw-Tahrer und Taxichaffeur durch.

Schultz gilt als Architekt und Mastermind hinter dem rasanten Wachstum von Starbucks, das innerhalb von vier Jahrzehnten von einem einzigen Laden in Seattle zu einem Kaffee-Imperium mit über 28.000 Filialen in 77 Ländern aufgestiegen ist.

Der Visionär importierte nach einem Italienaufenthalt die Kaffeehauskultur nach Amerika - oder das, was er darunter verstand: eine Mischung aus Wohnzimmer und Arbeitsplatz. Auch die seltsamen Kaffee-Mischgetränke in großen Mengen waren seine eigene Idee.

Die zum Erfolg führte: Wer zum Zeitpunkt des Börsegangs im Jahr 1992 einen Betrag von 10.000 Dollar in Starbucks-Aktien angelegt hätte, hätte bis heute daraus zwei Millionen Dollar gemacht.          (red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Eine Starbucks-Filiale in den USA.
Österreich

Starbucks und sein Toilettendrama

Darf man im Kaffeehaus das WC benützen, ohne etwas zu konsumieren? Ein Starbucks-Manager löste einen Shitstorm aus, weil er das zwei Schwarzen nicht erlaubte. Jetzt sperrt der Konzern stundenweise Fillialen zu, um seine Mitarbeiter zu schulen.
Packages of Starbucks coffee for sale are seen displayed at a Starbucks coffee shop in New York City
Unternehmen

Milliardendeal: Nestle übernimmt Kaffeegeschäft von Starbucks

Nestle zahlt knapp sechs Milliarden Dollar für Rechte an dem US-Konzern. Mit der Übernahme schließt sich damit der US-Krösus den weltweit größten Marken Nescafe und Nespresso an.
Starbucks-Café
Weltjournal

Aus Starbucks geworfen: Ein Dollar Entschädigung für Afroamerikaner

Die beiden hatten in dem Café auf einen Freund gewartet, ohne etwas zu konsumieren. Als einer der beiden die Toilette benutzen wollte, kam es zur Auseinandersetzung.
Unternehmen

Costa Coffee will es alleine mit Starbucks aufnehmen

Der Mutterkonzern von Costa Coffee, Whitebread, plant Abspaltung der weltweiten Nummer zwei der Kaffeehausketten
Wer zieht als nächstes ein in die 1600 Pennsylvania Avenue?
Weltjournal

Nun auch Oprah: Die lange Liste der nächsten US-Präsidenten

Oprah Winfrey hat schon Unterstützer für eine eventuelle Präsidentschaftskandidatur. Sie ist nicht die einzige: Immer wieder tauchen neue und bisweilen überraschende Namen auf, die die Nachfolge von Donald Trump antreten könnten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.