"Ein Über-Bingo": Der Triumph des Christoph Waltz

Oscars 2010 Triumph Christoph
Oscars 2010 Triumph Christoph(c) AP (Mark J. Terrill)
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Der Österreicher Waltz gewinnt bei der 82. Oscar-Verleihung in der Kategorie "Bester Nebendarsteller". Gewinner des Abends ist das Irakkriegsdrama "Hurt Locker". Michael Haneke und sein Kameramann gehen leer aus.

"Ein Oscar und Penelope - das ist ein Über-Bingo", stammelte der sichtlich nervöse Christoph Waltz wenige Augenblicke nachdem ihm die spanische Schauspielerin Penelope Cruz den Oscar überreicht hatte. Es war eine Anspielung auf ein Zitat aus dem Quentin Tarantino-Film "Inglourious Basterds", in dem Waltz den diabolischen Charakter des "Juden-Jägers" Hans Landa verkörpert. Nach zahlreichen Filmpreisen hat Waltz damit auch die begehrteste Trophäe der Filmindustrie eingeheimst: Den Oscar - in seinem Fall für den "besten Nebendarsteller".

Kein Oscar für Haneke und seinen Kameramann

Nicht nur für die Buchmacher, deren Quoten bei 1,05 für einen Sieg lagen, war Waltz der haushohe Favorit. Auch die Konkurrenz zweifelte nicht an dem Oscar des Österreichers. Matt Damon, ebenfalls als bester Nebendarsteller ("Invictus") nominiert, sagte vor der Oscar-Gala: "Ich habe Stanley Tucci (Anm.: nominiert für "The Lovely Bones") gemailt. Wir machen einen Wettbewerb, um zu sehen, wer großzügiger aussieht, wenn Christoph Waltz gewinnt". Die ebenfalls nominierte Schauspiel-Legende Christopher Plummer hielt einen Sieg des Österreichers ebenfalls für ausgemacht.

Nichts mit einem Oscar wurde es hingegen für den österreichischen Regisseur Michael Haneke, der mit seinem Film "Das weiße Band" für Deutschland ins Oscar-Rennen gegangen war. Er musste sich dem argentinischen Film "El Secreto de Sus Ojos" geschlagen geben. Auch Haneke-Kameramann Christian Berger ging leer aus. Er zog gegen "Avatar"-Kameramann Mauro Fiore den Kürzeren.

Historischer Gewinn für "Hurt Locker"

Großer Gewinner des Abends war hingegen das Irakkriegsdrama "The Hurt Locker" der Regisseurin Kathryn Bigelow. Der Film konnte sechs Oscars einheimsen. Bigelow ließ damit ihren Ex-Mann James Cameron schlecht aussehen, der mit "Avatar", dem bislang finanziell erfolgreichsten Streifen der Filmgeschichte nur drei Oscars in Nebenkategorien erobern konnte.

Bigelows Sieg ist zudem ein besonderer: Das erste Mal in der über 80-jährigen Oscar-Geschichte konnte eine Frau in der Kategorie "Beste Regie" gewinnen. Zuvor waren nur Lina Wertmüller ("Sieben Schönheiten", 1976), Jane Campion für "Das Piano" (1993) und Sophia Coppola (2003) für "Lost in Translation" nominiert.

Auch Negativ-Schlagzeilen schadeten nicht

"The Hurt Locker" wurde auch als bester Film geehrt und für das beste Original-Drehbuch ausgezeichnet. Dieses hatte Mark Boal geliefert, der als "Embedded Journalist" im Irakkrieg tätig war. Auch negative Schlagzeilen kurz vor der Oscar-Verleihung konnten dem Film nicht schaden. Zuerst war ein Produzent von der Oscar-Gala ausgeladen worden, weil er "Negativ-Werbung" gegen den rund 500 Millionen Dollar teuren Film "Avatar" betrieben hatte. Und zuletzt hatte ein Stabsfeldwebel gegen den Film geklagt, weil er den Filmemachern vorwarf, seine Erlebnisse im Drehbuch verwertet zu haben.

Sandra Bullock ("The Blind Side") wurde nur einen Tag, nachdem sie als schlechteste Schauspielerin mit der "goldenen Himbeere" augezeichnet wurde, von der Oscar-Jury als beste Hauptdarstellerin geehrt. Sie setzte sich dabei gegen die zweifache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep (16 mal nominiert) und Helen Mirren (Oscar-Preisträgerin für "Die Queen") durch. Ansonsten bot die 82. Oscarverleihung wenig Überraschendes. Der Oscar für den besten Hauptdarsteller Jeff Bridges als Country-Wrack im Film "Crazy Heart" wurde ebenso erwartet wie der für Mo'Nique ("Precious") als beste Nebendarstellerin. Bridges schaffte es nach fünf vergeblichen Anläufen endlich, die begehrte Statuette mit nach Hause zu nehmen.

"Avatar" als Verlierer des Abends

Als Verlierer des Abends kann wohl die 3D-Sensation und Materialschlacht "Avatar" von Regisseur James Cameron bezeichnet werden. Für neun Oscars nominiert, reichte es letztlich nur für die Oscars in den Kategorien "beste visuelle Effekte", "beste Kamera" und "bestes Szenenbild".

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