Lifting mit Schönheitsfehlern: Die „jungen“ Oscars waren auch verdammt lang.
Am Sonntag machte die Runde, was Charlize Therons größte Sorge bei der Generalprobe für die Oscar-Verleihung war. Und zwar aus welchem Winkel die Kamera sie einfangen werde, denn: „Ich werde nämlich keine Unterwäsche tragen.“ Da haben sich Bill Mechanic und Adam Shankman, die Regisseure der diesjährigen Gala, wahrscheinlich die Hände gerieben. Passte dieser (ungeplante?) Teaser doch ganz ausgezeichnet ins Konzept. Und das hieß: Verjüngung und Popularisierung eines Fernseh-Events, dem zunehmend die Zuseher fernblieben. Und zwar auch jene, die sich das nicht zu nachtschlafender Zeit anschauen müssen.
Dabei stellten sich die beiden ganz schlau an und holten sich Verstärkung aus jenem Medium, das die Jungen heute mehr begeistert als das Kino: TV-Serien. Allein der schillernde Musical-Beginn mit einem der von der Generation 16 plus verehrtesten Schauspieler, Neil Patrick Harris aus der Sitcom „How I Met Your Mother“ war in der Hinsicht ein Geniestreich. Was mit Neil Patrick Harris beginnt, kann so schlecht nicht werden. Auch das Moderatorenpaar Steve Martin und Alec Baldwin (der ja durch die Serie „30 Rock“ zu Recht als Komikgigant gefeiert wird) war eine ausgesprochen gute Wahl. Ihr Begrüßungsmonolog war glänzend frech bis zur Unverschämtheit. Ganz gut stieg noch Meryl Streep aus: „Sie hält den Rekord für die meisten Nominierungen“, sagte Baldwin. „Oder wie ich es sehe: die meisten Verluste.“
Wie viel Humor hat Clooney?
Grenzwertiger wurde es bei Helen Mirren, die Steve Martin als „that damn Helen Mirren“ begrüßte und von Alec Baldwin korrigiert wurde, dass es sich um die „Dame Helen Mirren“ handelt. Stark auf die Probe gestellt wurde auch die Humorfähigkeit von Hutschpferdgrinser George Clooney, zu dem den beiden einmal einfach nichts einfiel, aber immer noch besser als Woody Harrelson, den sie trocken als high diagnostizierten.
Die allzu offensichtliche Anbiederung an ein junges Publikum ermüdete aber bald. Eine dem Erfolg von „Twilight“ folgende Horrorschnipsel-Melange war unpassend, die Streetdance-Interpretation der Filmsoundtracks kann man freundlich nur als Kuriosität bezeichnen. Aber freundlich sind sowieso andere: Das alberne Gehopse wäre nicht einmal für die Wiener Stadthalle abendfüllend, und das war doch bitte Hollywood.
Junge Schauspielerinnen kicherten sich nervös durch Würdigungen. Erholsam war da die Bosheit der nicht zur jungen Zielgruppe gehörenden Moderatoren, die minderjährige Countrysängerinnen/Teenieschauspielerinnen mit den Worten ankündigten: „Hier kommen zwei wunderschöne junge Schauspielerinnen, denn wir haben die alten hässlichen satt.“
Es war eine lange Nacht. Bemüht hätten sie sich ja, die Jugendkur-Spezialisten, allein am Ende musste Steve Martin doch so treffend sagen: „Diese Show hat so lang gedauert, dass ,Avatar' jetzt nicht mehr in der Zukunft spielt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2010)