Kathryn Bigelow erhielt als erste Frau den Regie-Oscar. Die Kinetik ihrer Filme ist auch einzigartig.
Kathryn Bigelow wurde als vierte Frau für den Regie-Oscar nominiert. Zuvor gelang das der Italienerin Lina Wertmüller (für Sieben Schönheiten, 1975), der Neuseeländerin Jane Campion (Das Piano, 1993) und einer anderen Amerikanerin: Sofia Coppola (Lost in Translation, 2003). Der Oscar der 58-jährigen Bigelow für The Hurt Locker, einen Thriller über eine Spezialeinheit von Bombenentschärfern im Irak, ist nicht nur ein Triumph im direkten Duell gegen ihren Exehemann James Cameron (Avatar), sondern auch prinzipiell: im als Männerdomäne geltenden Action-Genre.
Die hochgewachsene, hochattraktive Bigelow ist als Spannungsspezialistin bekannt, die inszenatorische Brillanz ihrer Actionszenen sucht schon länger ihresgleichen. Kreativ begann Bigelow als Malerin, wechselte in den Siebzigerjahren, u.a. von Fassbinder begeistert, zum Film: Aufsehen erregte ihr Debüt, die Biker-Studie The Loveless(1982). Der Vampir-Western Near Dark (1987), der Polizistinnen-Thriller Blue Steel (1990) und die Surfer-Saga Gefährliche Brandung(1992) etablierten sie rasch als Genre-Spezialistin mit unvergleichlichem Gespür für Kinetik. Auf den erfolgreichen Science-Fiction-Krimi Strange Days(1995) folgte ein Karriereknick, der durch den Oscar-Sieg wohl endgültig überwunden ist: Bigelow bereitet einen Drogenthriller in Kolumbien vor, wieder mit Hurt Locker-Autor Mark Boal. hub
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2010)